Ben Abraham

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Kurz nach der Fertigstellung seines gefeierten Debütalbums Sirens durchlebte der australische Singer-Songwriter Ben Abraham die turbulenteste Zeit seines Lebens, eine Phase, die zugleich von tiefem Liebeskummer und gewaltigem Erfolg gekennzeichnet war. "Ich hatte gerade die längste Beziehung beendet, die ich jemals gehabt hatte, mit einer Person, von der ich gedacht hatte, dass ich sie heiraten würde. All das ließ mich...


Kurz nach der Fertigstellung seines gefeierten Debütalbums Sirens durchlebte der australische Singer-Songwriter Ben Abraham die turbulenteste Zeit seines Lebens, eine Phase, die zugleich von tiefem Liebeskummer und gewaltigem Erfolg gekennzeichnet war. "Ich hatte gerade die längste Beziehung beendet, die ich jemals gehabt hatte, mit einer Person, von der ich gedacht hatte, dass ich sie heiraten würde. All das ließ mich in ein wirklich tiefes Loch fallen und anzweifeln, woran ich glaube", sagt der in L.A. lebende Künstler. Während er die dunkle Zeit nach der Trennung und die daraus folgende Sinnkrise meisterte, nahm Abrahams Karriere unglaublich an Fahrt auf, eine Wendung der Ereignisse, zu denen gehörte, dass er sich am Schreiben von Songs wie Keshas Smash-Hit "Praying" beteiligte, der in den USA mit Doppel-Platin und einem Grammy ausgezeichnet wurde. Mitten in dieser Zeit der krassen Umbrüche entstand Abrahams zweites Album Friendly Fire - eine Sammlung von Songs über die stets existierende Möglichkeit einer Wiedergeburt nach unglaublichem Verlust und Schmerz.

"Da ich in einem Haushalt aufgewachsen bin, in dem Spiritualität eine große Rolle spielte, hat mich die Idee der Transformation immer schon fasziniert, also der Übergang von einem Zustand in einen anderen, besseren Zustand", sagt Abraham, dessen Eltern beide Pastoren sind. "Ich glaube, ich habe in den letzten Jahren meine ganz eigene Transformation durchlebt, und diese Songs sind aus dem Gefühl entstanden, dass ich durchs Feuer gegangen bin - nicht um zu sterben, sondern um wiedergeboren zu werden."

Sein LP-Debüt für Atlantic Records, Friendly Fire, rückt Abrahams Qualitäten als begnadeter Songwriter mit einem Händchen fürs Raue und Emotionale in den Fokus, die er auch schon bei seinen Arbeiten für Künstler wie Demi Lovato, Macklemore und The Chicks beweisen konnte. Bei der Produktion des Albums arbeitete Abraham mit dem Produzenten James Flannigan (Dua Lipa, MARINA, Matt Maeson), dem Toningenieur und Produzenten Jason Agel (Bjork, John Legend) und Mischer Michael Brauer (Coldplay, John Mayer) zusammen. Aufgenommen wurde das Album komplett in den Barefoot Studios (einem legendären Ort in L.A., wo schon Stevie Wonder in den 1970er Jahren seiner Kreativität freien Lauf ließ). "Von Beginn an wusste ich, dass ich dieses Album auf die Weise machen wollte, wie klassische Alben gemacht wurden - mit nur einem Produktionsteam und nur an einem Ort", sagt Abraham. "Das klingt jetzt vielleicht ziemlich naheliegend, aber tatsächlich unterscheidet sich diese Herangehensweise sehr von der, wie die meisten Leute heutzutage ihre Alben aufnehmen."

Trotz der klassischen Herangehensweise besticht Friendly Fire durch einen absolut vorwärtsgerichteten Sound, der Folk und Soul mit elegantem, detailverliebten Art-Pop und jeder Menge Fantasie verbindet. Als sein bisher ambitioniertestes Werk wird das Album vor allem von seiner Unterteilung in zwei Parts charakterisiert: Während der erste Teil aus eigenständigen Geschichten besteht, die sich um universelle Wahrheiten des Lebens und Liebens drehen, gibt Abraham im zweiten Teil den Blick auf sein Inneres frei, indem er über seine persönliche Transformation während der letzten fünf Jahre berichtet. Als größte Inspirationsquelle nennt Abraham dabei Kate Bushs Hounds of Love. Daran angelehnt, bedient er sich auf der zweiten Hälfte des Albums einer uneingeschränkten künstlerischen Freiheit und bringt ein Element von Chaos in sein sonst so eloquentes Songwriting und nuanciertes Sounddesign. Das Ergebnis ist ein extrem spannendes Werk voll unberechenbarer Momente, packendem Rausch und überirdischer Schönheit.

Die schwermütige erste Single zu Friendly Fire, "War in Your Arms" ist ein Musterbeispiel für die fesselnde Intensität und die immense klangliche Tiefe des Albums, indem sie markante Klaviermelodien mit kunstvoll geschmiedeten Beats und gewaltigen Gospel-Harmonien verbindet. "Es geht um diesen Moment, wenn die Beziehung kaputt ist und du so sehr versuchst, an dieser Liebe festzuhalten, dass es fast einem Akt der Gewalt gleichkommt", sagt Abraham, der "War in Your Arms" zusammen mit Helen Croome schrieb (einer australischen Singer-Songwriterin, die auch unter dem Pseudonym Gossling bekannt ist). "Alles, was du tust, ist dich selbst und die andere Person zu verletzen, bis du schließlich irgendwann die Kraft aufbringst zu sagen: ,Genug, es reicht.'"

Auf "Another Falling Star", einem weiteren Song des ersten Teils von Friendly Fire, beginnt Abraham damit, zunächst ganz sanft eine Geschichte zu erzählen, die sich dann zu einem fulminanten Epos entwickelt. "Ich schrieb den Song zusammen mit Cara Salimando. Wir hatten einen freien Nachmittag und beschlossen, uns einfach ans Klavier zu setzen und beim Schreiben keinen bestimmten Zweck zu verfolgen", erinnert sich Abraham an die Arbeit mit der Singer-Songwriterin, die auch schon mit Dua Lipa und MØ zusammengearbeitet hat. "Es ergab sich alles daraus, dass wir über all die Leute aus unserem Bekanntenkreis sprachen - uns selbst eingeschlossen -, die nach L.A. gekommen waren, um ihren Träumen hinterherzujagen. Und wie hart das am Ende sein kann." Für das Finale der A-Seite wählte Abraham "I Am Here," eine kindlich-unschuldige Folk-Träumerei, deren Text als das charakterisierende Statement auf Friendly Fire gelten kann: "Let me be angry and wrong in my youth/Let me find fire in searching for truth."

Die zweite Seite von Friendly Fire beginnt mit "Boy in the Bubble", einem träumerischen, und zugleich dringlichem Song, den Abraham folgendermaßen beschreibt: "Es ist die Geschichte von jemandem, der sich in der Welt sicher und behütet fühlte und dann plötzlich ausbrach und in die Wildnis geworfen wird." Es folgt Abrahams intime Schilderung seiner Reise durch Scham, Verwirrung und die Suche nach Erlösung, die schließlich zum wilden und grandiosen "California Drifting" führt. "Dieses Lied handelt davon, seinen Glauben zu verlieren und nicht mehr weiter zu wissen, also entschied ich mich dazu, einige meiner Freunde einzuladen und sie diese spirituellen Songs über das Ende singen zu lassen", sagt Abraham, der dafür unter anderem die Sängerinnen Sara Bareilles und Madi Diaz gewinnen konnte. "Weil es auf diesem Album so viel um den Kampf um und mit dem Glauben geht, machte es für mich Sinn, die Sprache des Glaubens tatsächlich in den Song mit einzubauen."

Friendly Fire schließt mit dem zärtlichen Resümee "Too Old Too Young" ("Keep your heart slightly worn on sleeve/That longing in your heart won't leave"), das zeigt, wie Abraham über das Album hinweg schließlich zu großer Klarheit gefunden hat. "In diesem Song bediene ich mich sozusagen einer anderen Perspektive, indem ich als eine Person singe, die durch die Hölle und zurück gegangen ist und nun bereit ist zu sagen: ‚Das ist, was ich alles daraus gelernt habe'", merkt Abraham an. Doch obschon Friendly Fire eine Zeit der schmerzhaften Veränderungen und der Einsamkeit beschreibt, waren die Aufnahmen von der Freude an der Zusammenarbeit geprägt. "Bei diesem Album ging es hauptsächlich darum, Leute zusammenzubringen, die wirklich darauf brannten, miteinander zu arbeiten, und daraus etwas ganz Besonderes entstehen zu lassen", so Abraham. Um dies zu erreichen, gab er bewusst die Kontrolle über bestimmte Teile des Produktionsprozesses ab. "Ich kann definitiv Gitarre spielen, aber es ist etwas Unglaubliches, wenn du jemanden hast, der sich sein Leben lang damit beschäftigt hat, sich durch das Gitarrenspiel auszudrücken. Und der vielleicht selbst Gitarre spielend über eine Trennung hinweggekommen ist", berichtet Abraham. "So hast du am Ende einen Gitarrenpart, in dem sehr viel mehr Seele steckt."

Über das gesamte Album Friendly Fire hinweg kann Abraham das Songwriting-Talent ausspielen, an dessen Verfeinerung er fast sein ganzes Leben lang geschmiedet hat. Als Kind von Musikern, die gemeinsam in einer indonesischen Pop-Gruppe auftraten, veröffentlichte er 2014 zunächst in Eigenregie seine Debüt-LP Sirens, was ihm breites Kritikerlob und schließlich die Wiederveröffentlichung auf dem Indie-Label Secretly Canadian bescherte. Mit Gastauftritten von Sara Bareilles und Gotye wurde Sirens von der New York Times als "ein Debüt von bemerkenswerter Tiefe" gepriesen, was dafür sorgte, dass Abrahams Karriere als gefragter Co-Songwriter erheblich an Fahrt aufnahm.

Als erfahrener Live-Künstler war Ben Abraham neben seinen eigenen Touren bisher u.a. mit Country-Legende Emmylou Harris unterwegs und supportete zuletzt 2019 Grammy-, Tony- und Emmy-Preisträger Ben Platt auf dessen Nordamerika-Tournee, nachdem er zuvor an Songs von dessen Solo-Debütalbum "Sing to Me Instead" mitgeschrieben hatte.

Bei einem Blick zurück auf die letzten sechs Jahre erkennt Abraham, wie er zwischen Sirens und Friendly Fire auf subtile, aber signifikante Weise Art als Künstler gewachsen ist: "Mein erstes Album fühlt sich sehr persönlich an, wenn du jedoch genau hinhörst, merkst du, dass ich die Dinge zu einem gewissen Teil immer noch auf Abstand halte", sagt er. "Bei der Entstehung diesem Album habe ich sehr mit mir gekämpft und viel tiefer gegraben, um diese Geschichte so zu erzählen, wie sie erzählt werden sollte: feinfühlig und ehrlich, ohne dabei irgendetwas in die Quere kommen zu lassen. Ich habe einfach die Kunst das tun lassen, was sie tun soll, und jetzt hoffe ich, dass die Leute beim Hören des Albums die gleiche Katharsis erfahren, die ich beim Aufnehmen verspürt habe. Ich hoffe, dass sie die Liebe und die Leidenschaft hören können, die wir in jeden einzelnen Moment gesteckt haben."

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