LGBTQ+-Vorreiterin der Gen-Z: BECKS gibt mit "Chemie" ihr offizielles Debüt als Musikerin
© Fioni Versace
Die Stimme – unglaublich lässig, fast gelangweilt. Der Beat – staubtrocken, funky. Dazu Lyrics, die das Gegenteil von staubtrocken und lässig-gelangweilt sind, sondern auf entwaffnend ehrliche Weise eine biografische Erfahrung verarbeiten – BECKS‘ autobiografische Erfahrung: "Was ist so falsch dran, dass ich ‘ne Frau liebe anstatt ‘nen Mann / Tu ich dir weh damit, wenn du wüsstest wie oft ich schon deswegen litt", macht die 23-Jährige in ihrer Debüt-Single "Chemie" ihre Liebe zum Thema. Wie vielen Menschen sie damit aus der Seele singt, zeigen die Reaktionen im Netz: Anfang 2021 lud BECKS ihr erstes Snippet zu "Chemie" in ihrem TikTok-Kanal hoch und ging mit über 9.000 Creations viral. Heute wurde der Song nun bei Warner Music Germany veröffentlicht, womit BECKS zugleich ihr offizielles Debüt als Singer-Songwriterin gibt.
BECKS, die auf TikTok durch ihre Acting- und Lipsync- Performances große Popularität erlangt hat, vereint nach anderthalb Jahren auf der Plattform knapp 350.000 Follower hinter sich und gehört zu den bekanntesten LGBTQ+-Persönlichkeiten der Gen-Z. Auch der deutsche Produzent BLVTH (Kummer, Casper, Marteria) wurde auf BECKS aufmerksam und hat mit ihr gemeinsam ihren Sound entwickelt und vervollständigt. Er ist low-key und cool, was einerseits zu BECKS‘ Attitüde passt, andererseits viel Raum für ihre umso ausdrucksstärkeren Texte lässt.
"Was für ‘ne Phase, Mann, wie kommst du auf diese Idee / Dieses Denken ist nichts anderes als reines Klischee / Jahrelang gedacht, ich bin hier das Problem / Dabei bist du der größte Fehler im System" – in den Lyrics von "Chemie" schildert BECKS ihren teils schmerzhaften Weg der Selbstfindung. "Bevor ich geoutet war – vor etwa zwei Jahren war das –, wusste ich nie genau: wieso, weshalb, warum?", berichtet sie. "Warum ich? Warum fühle ich mich zu Frauen hinzugezogen und nicht wer anderes? Ich habe für mich selber sehr darunter gelitten, was viel damit zu tun hat, dass ich in einer Kleinstadt aufgewachsen bin, wo jeder über jeden redet."
Inzwischen ist BECKS aus besagter Kleinstadt bei Köln nach Berlin umgezogen, wo sie sich rundum akzeptiert fühlt. Und auch ansonsten ist sie ganz bei sich angekommen: "Es interessiert mich nicht mehr, was andere denken. Ich probiere jeden Tag etwas Neues aus, auch mit meinem Aussehen. Ich habe ja eigentlich kurze Haare und ziehe mich meistens maskulin an, einfach weil es mir gefällt. Manchmal habe ich aber auch Tage, da ziehe ich mir eine Perücke und ein Kleid an", so BECKS. "Ich bin so, wie ich bin. Daran kann ich nichts ändern und ich finde es wichtig, dass jede:r das so leben kann." Es sind Äußerungen wie diese, die BECKS zu einer Vorreiterin für die Themen Gender Identity, LGBTQ+ und queere Selbstbestimmtheit machen. Sie ist ein Sprachrohr für ihre Generation, die mit Optimismus die Themen in die Welt trägt.
BECKS ist sich der Verantwortung bewusst, die mir ihrer Rolle einhergeht – und sie nimmt sie an: "Ich erhalte täglich Nachrichten von Leuten, die mir schreiben: 'Mir ging es nicht so gut, dann habe ich deine Videos gekuckt und danach ging es mir viel besser', oder: 'Als du live warst, hast du mich komplett abgelenkt von dem, was bei mir passiert'. In solchen Momenten denke ich: Ja, es ist die richtige Entscheidung, das zu machen, was ich für richtig halte."
In den Kommentarspalten der sozialen Medien fällt dabei immer wieder ein Vergleich: "Die deutsche Billie Eilish". Das ehrt BECKS, zumal sie seit Anbeginn Fan der Sängerin ist, zugleich "gibt es nicht das eine Vorbild, an dem ich mich orientieren würde", wie sie betont. Ebenso ist sie von Lady Gaga oder James Arthurs Stimme inspiriert. "Ich singe gern Balladen, ich singe gern Pop. Ich singe gern lässig, wenn es zum Song passt, ebenso jedoch kann ich sehr kraftvoll und hoch singen."
"Chemie" ist ein erster Einblick in BECKS‘ Universum. Nicht mehr, aber auch keinen Deut weniger.