"I Love You, I'm Trying": grandson richtet auf seinem kommenden Album den Blick nach innen
12 Songs, in denen sich der 29-Jährige persönlich und verletzlich zeigt wie nie. Schon jetzt gibt es den Song "Drones".
grandson hat die Veröffentlichung eines neuen Albums bekannt gegeben. „I Love You, I'm Trying” erscheint am 5. Mai über Fueled By Ramen und folgt auf das 2020 veröffentlichte Debütalbum „Death of an Optimist“ des US-amerikanisch-kanadischen Alternative-Künstlers. Zeichneten sich die bisherigen Songs von grandson durch ein kritisches Hinterfragen politischer und gesellschaftlicher Zustände aus, so richtet er auf seinem neuen Album den Blick verstärkt nach innen. Das Ergebnis sind 12 Songs, in denen sich der 29-Jährige persönlich und verletzlich zeigt wie nie.
„Ich male das denkbar intimste Porträt von mir selbst – selbstverletzendes Verhalten, Familientrauma, die Schattenseiten des ständigen Unterwegsseins sind einige der Themen“, so grandson. „Das ist das Album, das mein 16-jähriges Ich gebraucht hätte. Es ist das Album, das ich Angst hatte zu schreiben. Und das Album, das die Fans verdient haben zu hören. Und vor allem ist es das Album, auf dem ich mich einer großen Frage stelle: Kann ich mit den Veränderungen umgehen, die das Leben mir in den Weg stellt, und wenn das alles ist, was es im Leben gibt: reicht es aus, um glücklich zu sein?"
Der thematische Fokus von grandson mag sich verändert haben. Unverändert bleibt seine große Lust am Ignorieren gängiger Genre-Grenzen. So wie in der neuen Single „Drones“, eine Dance-Punk-Hymne mit Industrial-Färbung, die von gesprochenen Lyrics in einen fieberhaft gesungenen Refrain umschwenkt und sich an schlechten Gefühlen weidet. Die ausgefeilte Produktion bietet dabei die perfekte Untermalung für die gewichtigen Lyrics – „Tell me one good lie / so I can sleep at night / Hurt me one more time / I want to feel alive", singt grandson.
„‘Drones' handelt von den Lügen, die wir uns selbst erzählen, um den Tag zu überstehen, wenn die Wahrheit uns unter sich zu begraben droht", so der Multiplatin-Künstler. „Klanglich ist der Song eine Huldigung an Bands wie Tool und System of a Down, die für ihre unberechenbaren Taktarten bekannt sind, dazu habe ich 808s und Hip-Hop einfließen lassen.“ Unten gibt es einen Visualizer zu „Drones“ zu sehen,
grandson erschafft Klanglandschaften und schreibt Songs, um sich verstanden zu fühlen. Schnell hängte man ihm das Label „politischer Künstler" um, was er als Ehre betrachtete, ihn aber auf Dauer auch einengte. Immer stärker verspürte er den Druck, einen Song zu schreiben, „der die Welt verändert“, so sehr, dass er irgendwann vom Hochstapler-Syndrom geplagt wurde und kurz vorm Burnout stand. Für den Nachfolger seines 2020 veröffentlichten, theatralischen und draufgängerischen Debütalbums „Death of an Optimist“ beschloss er daher die Kehrtwende. Es sollte ein Album sein, bei dem er das Gefühl hatte, „dass ich etwas zu verlieren habe.“ Ein Album, auf dem er ehrlich über seine inneren Kämpfe schreiben würde, von denen er einst geradezu verzweifelt gehofft hatte, sie durch das Songwriting überwinden zu können. „Ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass ich alles auf den Tisch lege“, sagt er. Nun tat er genau das.
Im Kern von „I Love You, I'm Trying“ steht eine Kapitulation – die Kapitulation davor, das Narrativ zu kontrollieren. Es taucht tief ein in die Psyche einer zerbrechlichen, oft emotional instabilen und dennoch ungemein kreativen Seele. Schicht für Schicht (und mehr, als er es sich je hätte vorstellen können) entblättert grandson seine öffentliche Persona. Er schrieb dieses Album, als ginge es um sein Überleben. 40 Songs, die er am Ende auf das Wesentliche aus 12 Tracks komprimierte. Das Resultat ist ein bestechend gutes, beeindruckend mutiges Werk.
Ab Mitte Mai begibt sich grandson auf seine bisher größte Tour um die Welt. Los geht es in Nordamerika, wo Special Guests wie K. Flay, Jack Kays, DE'WAYNE und No Love For The Middle Child mit von der Partie sind, gefolgt von Mexiko, Großbritannien und Europa. Hierzulande stehen im September/Oktober fünf Shows an:
20.09. Köln, Carlswerk Victoria
23.09. München, Backstage Werk
24.09. Berlin, Astra Kulturhaus
27.09. Leipzig, Haus Auensee
05.10. 2023 Frankfurt, Zoom