Ogi
Man sagt, dass die Augen ein Fenster zur Seele sind. Doch auch die Stimme gibt viel darüber preis, wie wir fühlen. Freude, Traurigkeit, Angst, Wahrheit - all das wird durch den Ton und das Timbre transportiert. So nachdenklich und zurückhaltend Ogi in ihrem alltäglichen Leben sein mag - wenn die Los Angeles lebende Sängerin, Songwriterin und Multi-Instrumentalistin singt, hält sie...
Man sagt, dass die Augen ein Fenster zur Seele sind. Doch auch die Stimme gibt viel darüber preis, wie wir fühlen. Freude, Traurigkeit, Angst, Wahrheit - all das wird durch den Ton und das Timbre transportiert. So nachdenklich und zurückhaltend Ogi in ihrem alltäglichen Leben sein mag - wenn die Los Angeles lebende Sängerin, Songwriterin und Multi-Instrumentalistin singt, hält sie mit nichts zurück. Nachdem sie in den sozialen Medien ein wachsendes Publikum in ihren Bann zog - darunter auch den Grammy-ausgezeichneten Produzenten No I.D. (JAY-Z, John Mayer, Kanye West), der sie auf seinem Label unter Vertrag nahm - veröffentlicht sie in Kürze ihre Debüt-EP "Monologues" über Atlantic Records. Und man kann sicher sein, dass sie darauf mit jeder Note ausdrücken wird, er sie ist.
"Ich kann mich mit meiner Gesangsstimme wesentlich besser ausdrücken als mit meiner Sprechstimme", verrät sie. "Wenn ich singe, zaudere ich nicht, die Gefühle kommen einfach so raus. Ich bin wesentlich authentischer. Wenn ich live singe, improvisiere ich, baue Sachen ein und mache den Song zu meinem eigenen. Es ist der Schlüssel zu meinem wahren Ich. Ich muss nicht darüber nachdenken und zerbreche mir nicht den Kopf darüber, ob es anderen gefällt oder nicht. Sie sind gekommen, um mir zuzuhören, also gebe ich ihnen, was sie hören wollen."
Als Tochter nigerianischer Eltern in Chicago geboren, wuchs Ogi Ifediora in Wisconsin auf. In Afrika hatte ihr Vater als Professor gearbeitet, die Mutter führte ihr eigenes Unternehmen in der Gesundheitsbranche. Der erste Kontakt zur Musik ergab sich für Ogi durch ihre Großmutter, die ihr in der Kindheit allmorgendlich Kirchenlieder vorsang. Über die Gebetsgruppe der Mutter, wo ebenfalls regelmäßig Kirchenlieder angestimmt wurden, lernte sie bald darauf die Kunst der Harmonie kennen. "Es war das erste Mal, dass ich über das Konzept der Harmonie nachgedacht habe", erinnert sie sich. "Mir wurde klar, wie wichtig Harmonien in der Musik sind und diese Erkenntnis ist bis heute ein zentraler Bestandteil meiner Auseinandersetzung mit Musik."
In der Jugend erlernte Ogi das Bratschenspiel und trat dem Jazzchor ihrer Highschool bei, dazu sog sie die Musik anderer Musiker:innen auf, von J. Moss, Mary Mary und Bebe & CeCe Winans bis zu Marvin Gaye, Nina Simone und T-Pain. Auch die musikalischen Vorlieben ihrer Eltern - Culture, Bob Marley und nigerianische Highlife-Musik - waren ein wichtiger Einfluss. Schon bald wurde Ogi klar, dass sie über ein absolutes Gehör verfügte, und so experimentierte sie mit weiteren Instrumenten wie Klavier und Gitarre. Während ihrer College-Jahre an der Northwestern University trat sie in einer A-cappella-Gruppe auf und komponierte Demos in GarageBand. Kurz vor ihrem Abschlussjahr begann sie, Coversongs auf Instagram zu posten, den Anfang machte eine Coverversion von Musiq Soulchilds "Just Friends (Sunny)", bei der sie sie ihren Gesang mit der Ukulele begleitete. Ihren ersten Viralerfolg landete sie mit einer Interpretation von PJ Mortons "Alright", die niemand Anderes als Morton selbst auf seiner Seite postete. Auch No I.D. wurde darauf aufmerksam - und nahm sie bei seinem Label Artium unter Vertrag. Ogi schloss ihr letztes Schuljahr erfolgreich ab und packte gleich darauf ihre Sachen: L.A. calling!
"Ich hatte eigentlich vor, Jura zu studieren", berichtet sie. "Ich hatte einen sehr klaren und konkreten Plan und bin dann aus einer Laune heraus nach L.A. gegangen, um meinen Träumen zu folgen. Es hat einen Augenblick gedauert, in diesem neuen Leben anzukommen, aber so langsam wird es."
Dazu dürfte auch ihre Arbeit an der Musik ihren Teil beigetragen haben. Im Studio mit No I.D. entwickelte sie einen gefühlvollen Stil, der von ihrer lebenslangen Verbindung zu Harmonie, vielschichtigen Resonanzen und ausdrucksstarker Intonation geprägt ist. Es ist ein Stil, der keiner festen Ära angehört und doch den Geist unterschiedlichster Epochen atmet.
"Musik bedeutet für mich, zu mir selbst zu finden. Keine Angst davor zu haben, Dinge auszusprechen, von denen ich wünschte, ich hätte sie zu anderen Leuten gesagt", fährt sie fort. "Es ist, als würde ich direkt zu jemandem sprechen, der in meinem Kopf ist - so, wie man Subtweets an andere Leute adressiert."
Wer die Message von Ogi verstehen will, muss einfach auf den Ton und das Timbre ihrer Stimme achten. "Wenn du mich hörst, soll es dich darin bestärken, dass deine Gefühle eine Berechtigung haben", schließt sie. "Selbst, wenn du bei dir denkst, dass du sie lieber nicht äußern solltest: sei dir gewiss, dass da jemand mit den exakt gleichen Gefühlen ist."