BAUSA

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Bausa nutzte die zurückliegenden Lockdown-Monate, um in sich zu gehen. Die klugen Ratschläge aus der Außenwelt zu sortieren. Und sie dann genüsslich zu verbrennen: "Ich nehme all eure weisen Ratschläge, pack sie in eine Box / Hol einen Kanister voll Benzin / Und mach ein Lagerfeuer draußen am Block", stellt er gleich im Opener "Paradox" klar, und fährt kampfeslustig fort:...

Bausa nutzte die zurückliegenden Lockdown-Monate, um in sich zu gehen. Die klugen Ratschläge aus der Außenwelt zu sortieren. Und sie dann genüsslich zu verbrennen: "Ich nehme all eure weisen Ratschläge, pack sie in eine Box / Hol einen Kanister voll Benzin / Und mach ein Lagerfeuer draußen am Block", stellt er gleich im Opener "Paradox" klar, und fährt kampfeslustig fort: "Falls ihr es noch immer nicht gewusst habt: Bietigheim ist mehr als nur ein Kuhdorf neben Stuttgart".

Das dürfte sich inzwischen in der Tat herumgesprochen haben, denn Bausa ist ein stolzer Sohn der baden-württembergische Kreisstadt. Und kaum ein deutscher Rapper hat die Szene in den letzten so geprägt wie der Musiker, der 1989 als Julian Otto geboren wurde. Spätestens seine 2018 Diamant-ausgezeichnete Über-Single "Was du Liebe nennst" machte aus dem Rapper Bausa die Marke Bausa - ein Image, das er bei jeder Gelegenheit genüsslich pflegt. Bausa, das ist der selbsterklärte "Vagabund", ein Lebemann, der alles andere als perfekt ist, dabei jedoch eine derartig relaxte Strahlkraft hat, seine kleineren und größeren Fehlbarkeiten so schonungslos ehrlich und mit einer unverwechselbaren Stimmfarbe kommuniziert - wer wollte einem Baui böse sein?

Und so lädt er uns auf "100 PRO" ein weiteres Mal ein, Gast in seiner Welt zu sein. 12 Songs plus die Bonus-EP "Sommer 21" mit vier weiteren neuen Tracks hält das Album bereit, darunter Produktionen und Gastauftritte von einem Who's who der deutschen Hip-Hop-Welt. Die modernen, mal atmosphärisch-schwebenden, mal hart knallenden Soundbilder wurden unter anderem von Stickle, The Cratez, Berky, Sonus030, Miksu / Macloud und Bausa selbst erschaffen, als Features wirken u.a. RIN, Ufo361, Juju, Marteria, Sido, Bozza sowie Apache 207 in "Madonna" mit - ein Track, der schon jetzt als eines der Highlights des Albums gelten darf. Bausa gilt als Entdecker und Förderer des jungen Künstlers aus Mannheim und steht ihm seit jeher zur Seite. Nun kommt es zum ersten Feature überhaupt des Superstar-Newcomers (zuvor kollaborierte dieser nur mit Sido für "2002"). Über einen clubbigen Beat singen Bausa und Apache 207 von einer Frau, die so atemberaubend ist wie die junge Pop-Ikone in den 80er-Jahren: "Alle spiel'n verrückt, denn du bist wie Madonna / 1986, MTV, Madonna /Männer ohne Seele sind verliebt, Madonna / Mein Herz wurd' gestohl'n, du bist der Dieb, Madonna."

Wie Bausa berichtet, wird er nie den Moment vergessen, als er zum ersten Mal Apache 207 hörte: "Es gibt so viele Möglichkeiten und Facetten, wo das hingehen kann. Die Stimme, die Eloquenz, der Flow, der Gesang, alles sitzt, obwohl der Typ noch so jung ist. Dann habe ich danach noch gesehen, wie er aussieht. Und gedacht: alles klar, das wird ein Superstar. Ganz einfach." Für die Zusammenarbeit hatte er daher besonders hohe Ansprüche: "Wir haben tatsächlich drei Anläufe gebraucht, denn mir war klar: wenn wir beiden einen Song machen, muss der wirklich alles umhauen." Zweimal spürte Bausa im Anschluss an gemeinsame Studio-Sessions: das ist es noch nicht. Dann jedoch kam den Musikern die entscheidende Inspiration. "Wir haben Berky, Miksu & Macloud dazugeholt und wirklich in einer Nacht diesen unglaublichen Song geschraubt", so Bausa.

Zur Albumveröffentlichung gibt es die Single "Weisst wie es ist" mit Sido - ein Song, der dazu ermutigt, auch in schwächeren Momenten an sich zu glauben. Momenten, in denen der Erfolg weit weg scheint und man manchmal morgens aufsteht und sich fragt: "‚Wofür mach ich den Scheiß eigentlich?!' / Du weißt, wie das ist / Ich muss einfach weitermachen, weil ich weiß: irgendwann steigert es sich", rappt Bausa, für den sich das Durchhalten gelohnt hat: "Damals Dreck an meiner Hand, heute fetter Ring". Dass eiserne Prinzipien dabei zu den wichtigsten Werkzeugen gehören, macht Sido in seinen Zeilen deutlich: "Damals hatt' ich nur 'nen Teller Reis auf dem Tisch / Weil ich renne wegen Bullen dieser Schweiß im Gesicht / ‚Paul Würdig hat geschwiegen', steht in seinem Bericht / Loyalität bedeutet alles, doch was heißt das für dich?", berichtet die Berliner Rap-Legende über eine Melodie, die sich auch in einem Mafia-Epos bestens machen würde, passend zu seinen Zeilen über bedingungslose Loyalität.

"100 PRO steht für die Bedingungs- und Kompromisslosigkeit, mit der ich generell an meine Musik, vor allem aber an dieses Album gegangen bin. Mit 100 Prozent Hingabe und Liebe zum Detail", kommentiert Bausa. "Ich wollte ein - für meine Verhältnisse ¬- sehr Hip-Hop- und Rap-lastiges Album machen. Daher war es mir wichtig, viele straighte Rap-Parts einzubauen, viel zu erzählen, aber gleichzeitig abwechslungsreich und musikalisch zu bleiben." Mit Blick auf das Album-Cover sagt er: "Durch den großen Hip-Hop-Bezug hat es sich angeboten, das Thema Graffiti mit einfließen zu lassen, da es in meinem Leben seit meiner frühen Jugend eine große Rolle gespielt hat. Und, wie man sieht, immer noch tut."

Zuvor hatte Bausa vom Album die Single "Selfmade Babylon" feat. Bozza, "2012" mit Juju und "Centre Court" mit Rin und Ufo361 veröffentlicht. In "Selfmade Babylon" geben Bausa und Bozza tiefe Einblicke in ihre Lebenswelten. In Anspielung auf die Geschichte der antiken Stadt Babylon, die auf der einen Seite durch ihre fruchtbaren Böden und Reichtümer und auf der anderen Seite durch gesellschaftliche Missstände wie Korruption und Repressionen charakterisiert war, ziehen die beiden Musiker Parallelen zu ihren Lebensläufen. In ihrem "Selfmade Babylon" erleben beide die Sonnenseiten des Künstlerlebens: massig Kohle, schöne Frauen, Fame. Doch wie im alten Babylon, bringt auch das Leben als Künstler Schattenseiten mit sich - wenig Zeit für die Familie und seine Liebsten, Vertrauensbrüche und der falsche Schein der Hollywood-Welt sind nur einige der Punkte, die Bausa und Bozza aufzählen.

In "2012" unternehmen Bausa und Juju eine Zeitreise zurück in die frühen Tage ihrer Karriere, als Zweifel, Perspektivlosigkeit und Existenzängste noch überwogen und der Erfolg teils unerreichbar weit entfernt schien. Und wie sie trotzdem dranblieben und am Ende belohnt wurden: "Ich verzweifle fast / Ich kann im Supermarkt nicht zahlen mit meiner Leidenschaft / Aber eins hat mein Lifestyle mir beigebracht: man kann nur weiterkommen, wenn man weitermacht", rappt Bausa, der mit 23 Jahren in seinem Studio zwar "Babba-Songs, aber mit den Songs leider keinen Babba-Umsatz" macht. Ähnlich wie Bausa, erzählt auch die spätere MTV-EMA-Gewinnerin Juju in ihrem Part vom Weg aus einer fast aussichtslosen Situation bis ganz an die Spitze: "Wie viele Zigarettenpackungen lang haben wir gehofft, dass es klappt / und jetzt kauf' ich uns ein Loft in der Stadt, Baby".

Durch die Krisen begleitete die beiden dabei auch das beruhigende Gefühl: "Ich weiß, dass es weitergeht, solang du hier bei mir bist". "Meine Situation war damals ziemlich aussichtslos", sagt Bausa heute über die damalige Zeit. "Ich hatte nach der Schule nicht wirklich was gemacht, mich bewusst dazu entschieden, nichts zu machen. Ich hatte zwar eine Fachhochschulreife und hätte BWL oder so studieren können, aber da hatte ich absolut keinen Bock drauf. Ich hab' mich dann so über Wasser gehalten mit allem Möglichen und die ganze Zeit nebenher Musik gemacht. Aber nicht wirklich einen Anker gehabt, jemanden, der dabei hilft weiterzukommen. Das hat dann noch mal ein bisschen gedauert."

Wie es sich anfühlt, wenn man es geschafft hat, thematisiert "Centre Court", in dem Bausa, RIN und Ufo361 von ihrem ganz persönlichen Weg aus der Kleinstadt auf den Centre Court des Rap Games erzählen. Wie es sich für Top-Player ihres Formats gehört, verwandeln sie dabei jede Menge Big Points: "Manchmal SUV, manchmal Coupé und manchmal Cabrio / Jede Bitch im Laufhaus denkt, mein Name wäre Flavio / Bin von meinen eigenen Songs genervt, ich hör kein Radio / Aber meine GEMA macht Helene Fischer atemlos", name-checked sich Bausa lässig über den Platz, getragen von hypnotischen Trap-Beats mit Vintage-Vibes. RIN, der ebenso wie Bausa aus der baden-württembergischen Kreisstadt Bietigheim-Bissingen stammt und als Sohn kroatisch-bosnischer Eltern aufwuchs, liefert 7 Argumente für eine erfolgreiche Integration: "Die Lehrer fragten, warum denn mein Papa nicht so Deutsch spricht / Doch 7 Nullen auf dem Konto sprechen deutlich". Diese Sprache beherrscht auch Ufo361 fehlerfrei: "Stay High, noch mehr Water als ein Yachtclub / Dom P für die Emotions, trink Schampus", rappt Ufo361, der zwar aus der Berliner Großstadt kommt, doch Kreuzberg ist bekanntlich auch wie ein großes Dorf, in dem jeder jeden kennt beziehungsweise: in dem definitiv jeder Ufo361 kennt.

Da Bausa in zurückliegenden Monaten so kreativ war, dass er "mit drei kompletten Alben aus dem Lockdown" kommt, wie er im Track "Paradox" sagt, gibt es am Ende noch überraschenden Nachschlag in Form der EP "Sommer 21". Sie enthält vier Tracks, darunter die Kollaboration "Tanzen" mit Ivana Santacruz. Eine Zeile daraus bringt auf den Punkt, wonach einem nach dem Hören dieses Albums ganz besonders ist: "Es wird Zeit, dass wir endlich wieder tanzen gehen". Nach einem langen Lockdown-Winter bringt "100 PRO" pünktlich zum nahenden Frühling den Lebenshunger zurück. Danke dafür, Baui!

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