Die Prinzen
Am Anfang stand eine ganz einfacheFrage: „Wollt ihr Popstars werden?“ Diese stellte Annette Humpe vor dreißig Jahren, nachdem sie ein Konzert der Prinzen besucht hatte. Die Musikerin, Songwriterin und Produzentin ist auch bekannt für ihren Instinkt,Talente aufzuspüren und ahnte, dass sie etwas Besonderes entdeckt hatte. „Damals haben wir zu fünft in kleinen Clubs A-cappella gesungen, ohne Mikrofone. Rückblickend war es...
Am Anfang stand eine ganz einfacheFrage: „Wollt ihr Popstars werden?“ Diese stellte Annette Humpe vor dreißig Jahren, nachdem sie ein Konzert der Prinzen besucht hatte. Die Musikerin, Songwriterin und Produzentin ist auch bekannt für ihren Instinkt,Talente aufzuspüren und ahnte, dass sie etwas Besonderes entdeckt hatte. „Damals haben wir zu fünft in kleinen Clubs A-cappella gesungen, ohne Mikrofone. Rückblickend war es ein großer Moment für uns, als Annette uns fragte: Wollt ihr weiter Kleinkunst machen oder wollt ihr Popstars werden?“ erinnert sich Sebastian Krumbiegel. Über die Antwort mussten sie nicht lange nachdenken.
Also dreißig Jahre ist das nun her und der Rest ist, wenn man so will, Geschichte, deutsch-deutsche Popgeschichte. Als Beweis dafür dienen ihre elf veröffentlichten Alben und sechs Millionen verkaufte Tonträger, die das Septett aus Leipzig nebenbei in die Champions League des Deutschen Pop beförderten. Die Hits der Prinzen, so wie „Alles nur geklaut“ „Millionär“, „Mann im Mond“, „Küssen verboten“, „(Du musst ein)Schwein sein“, „Alles mit‘m Mund“ oder „Deutschland“, waren so erfolgreich, dass sie längst in die DNA der deutschsprachigen Popkultur übergegangen sind. Es passt, dass 82 Prozent derDeutschen Die Prinzen kennen-ein unglaublicher Spitzenwert, eine Bekanntheit, die nur wenige Bands je erreicht haben und je erreichen werden. Fans der ersten Stunde pfeifen ihre Klassiker noch immer mit und Kinder haben daran in den Kitas ihre Freude.
Spielerisch,lässig, aber auch scharfsinnig verzahnen die sieben Pop-Blaublüter Sebastian Krumbiegel, Tobias Künzel, Wolfgang Lenk, Jens Sembdner, Henri Schmidt, Mathias Dietrich und Alexander „Ali“ Zieme Popmusik mit Witz und sogar zeitgeistbetrachtender Haltung. Kein Wunder, dass die Prinzen für ihr Werk mit zahlreichen Preisen („Echo“ (2X!), „Goldene Stimmgabel/Goldene Europa“, „Deutscher Musikpreis“, „Europäischer Kulturpreis Pro Europa“ und dem „Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises“) ausgezeichnet worden sind. Und wer sie singen hört, ahnt, dass die Prinzen ihr Handwerk ungewöhnlich virtuos beherrschen. Kein Wunder: Sebastian Krumbiegel, Tobias Künzel, Wolfgang Lenk und Henri Schmidt waren in jungen Jahren Mitlieder im weltberühmten Leipziger Thomanerchor.„Es ist phänomenal was wir da lernten. Bach haben wir da in verschiedenen Stimmlagen gesungen. Und wir haben gelernt aufeinander zu hören. Thomaner können bis heute Bach im Schlaf mitsingen. Das ist wie Fahrradfahren, man verlernt es nicht.“ erinnert sichSebastian Krumbiegel. „Andere Musiker merken schon, dass wir einiges draufhaben.“ fügt Tobias Künzel hinzu.
Dreißig Jahre sind sie nun schon klassisch ausgebildete Popstars und zur Feier des ganzen erscheint nun ein neues Album: „Krone der Schöpfung“ mit siebzehn frischen Songs; zwölf ganz neuen und fünf mit prominenter Unterstützung von Die Doofen, MINE, Eko Fresh & MoTrip, Jennifer Weist und Deine Freunde, neu eingespielten Prinzen-Klassikern.Aufgenommen und produziert von Peter JEM Seifert und Henrik Menzel, die ihr Können schon u.a.mit Udo Lindenberg bewiesen haben. „Es ist ja so, dass die Gäste mit den neuen Versionen auf uns blicken,als sie unsere Songs interpretiert haben: Jennifer Weist singt bei „Küssen verboten2021“ aus der Sicht einer Frau. Deine Freunde sagen bei „Alles nur geklaut2021“, dass eigentlich wir alle unsere Songs bei ihnen geklaut hätten. Und Die Doofen haben „(Du musst ein)Schwein sein2021“ in eine Polka verwandelt. Das war spannend und hat Spaß gemacht“ sagt Tobias Künzel.„Es war ja vorab überhaupt nicht klar, ob das funktioniert. Ob die mit unseren Sachen etwas anfangen können. Umso schöner war es, dass alles so gut geklappt hat. Mine, mit der wir „Gabi und Klaus 2021“aufgenommen haben,sagte,ihr erster Auftritt sei mit dem Prinzen Lied „Küssen verboten“ in der Schule gewesen. „Und es ist schon toll, wenn man das Gefühl hat, den Staffel Stab weiterzugeben. Einen Stab den wir, wenn man so will, von Udo bekommen haben. Dass der uns geil fand und uns mit auf Tour genommen hat, war schon was Besonderes.“ In „Millionär 2021“ rappt Eko Fresh gewohnt humorvoll übersozialenAufstieg vom Ghetto bis zum Privatjet und MoTrip nutzt seinen Part, um von Einwanderung, kultureller Vielfalt und moralisch richtigem Umgang mit Geld zu erzählen: „Geld ist nicht der Teufel, sondern der, der es ausgibt für Unsinn. Es liegt an dir und mir. Wir entscheiden selbst, ob wir in Frieden investieren oder kriege finanzieren“ und weiß, „dass man mit Geld die Welt verändern kann.“.
Eingeleitet wurden die Prinzen-Feierlichkeiten zu Beginn des Jahres mit der Single „Dürfen darf man alles“.„Wenn man nach fünf Jahren wieder ein Album macht, kann man sich ja nicht sicher sein, ob die Leute einen überhaupt noch wollen. An den Kommentaren im Netz merkt man aber, dass wir scheinbar auch eine Menge richtig gemacht haben in den letzten zwei Jahren. Wir haben uns viel Zeit gelassen und hatten dann durch Corona noch viel mehr Zeit, sind neue Wege gegangen, ein neues Team aufgebaut, haben mit neuen Leuten geschrieben. Und sind sehr glücklich mit dem was dabei rausgekommen ist.“sagt Sebastian Krumbiegel.„Wir wollen schon wie die Prinzen klingen, aber nicht wie 1991,sondern dreißig Jahre später! Aber letztlich soll es zeitlos klingen, so wie unsere ersten Platten. Ich bin bester Dinge, dass wir das geschafft haben.“ sagt Tobias Künzel.
Und die Freude über jedes neue Prinzen Album ist bei den Musikern so ungebrochen wie vor dreißig Jahren,als alles begann: „Bei jeder neuen Platte gehe ich in einen Laden und kaufe mir selber ein Exemplar. Dann wird eine Pulle Champagner gekauft und zur Feier des neuen Albums angestoßen.“ sagt Sebastian Krumbiegel. Es macht eben noch Spaß ein Popstar zu sein.
Christoph Dallach