Frightened Rabbit
Seit Scott Hutchison vor mehr als einem Jahrzehnt begann, Musik als FRIGHTENED RABBIT zu veröffentlichen, gehören seine emotional geradlinigen und prägnant formulierten Texte zu den kostbarsten Qualitäten des Projektes. Über den Verlauf von fünf Alben, darunter das neueste „Painting Of A Panic Attack“, hat der Frontmann seinen Kummer zu Poesie gemacht und diese obendrein hymnisch erklingen lassen – ein triumphaler...
Seit Scott Hutchison vor mehr als einem Jahrzehnt begann, Musik als FRIGHTENED RABBIT zu veröffentlichen, gehören seine emotional geradlinigen und prägnant formulierten Texte zu den kostbarsten Qualitäten des Projektes. Über den Verlauf von fünf Alben, darunter das neueste „Painting Of A Panic Attack“, hat der Frontmann seinen Kummer zu Poesie gemacht und diese obendrein hymnisch erklingen lassen – ein triumphaler Schlachtruf statt eines bedrückenden Wehklagens. Berücksichtigt man all diese Aspekte, so ist das von Aaron Dessner (The National) produzierte „Painting Of A Panic Attack“ das bisher vollkommenste Werk der Band. „Große Songwriter treffen einen Nerv. Und ich denke, Scott trifft mit diesen Songs absolut einen Nerv“, so Dessner. „Textlich ist das Album für mich eine Stufe über allem, was er zuvor geschrieben hat.“
Seit ihrem Debütalbum „Sing The Greys“ (2003) gehören FRIGHTENED RABBIT zu den beliebtesten musikalischen Exporten aus UK. Ursprünglich in Eigenregie veröffentlicht, brachte ihnen „Sing The Greys“ einen Deal mit dem Indie-Label Fat Cat Records ein, die das Album wiederveröffentlichten und ebenso die zwei folgenden, „Midnight Organ“ (2008) und „The Winter Of Mixed Drinks“ (2010). Ihr letztes Album „Pedestrian Verse“ (2013) markierte ihr Debüt bei Canvasback / Atlantic Records und war sowohl kritisch als auch kommerziell ihr bisher erfolgreichstes. In UK wurde die LP von The Quietus als „ein Triumph“ bezeichnet, während The Guardian es als „eine Sammlung mitreißender, augenblicklicher Hymnen“ beschrieb. Mit Platz 10 in UK markierte das Album auch kommerziell einen neuen Meilenstein für die Band.
„Ich glaube, ein großer Teil dieses neuen Albums ist davon geprägt, eine Art Schlusspunkt hinter ‚Pedestrian Verse’ zu setzen – eine Tür zu schließen zu dem Sound, dem wir uns mit diesem Album am weitesten angenähert hatten“, sagt Hutchison. Nachdem er eine Auszeit von FRIGHTENED RABBIT genommen hatte, um als Owl John ein Soloalbum aufzunehmen (2014) und auf Tour zu gehen, kehrte der Sänger mit dem Ziel zur Band zurück, neue Ansätze im Songwriting zu verfolgen. Ein wichtiger Aspekt dieser Entwicklung war ein Paradigmenwechsel zu einem mehr gemeinschaftlichen Prozess, in dem alle fünf Bandmitglieder als Songwriter mitwirken.
„Painting Of A Panic Attack“ nahm seinen Anfang im Sommer 2014, als die Band – Hutchison, sein Bruder Grant (Drums), Billy Kennedy (Bass), Andy Monaghan (Gitarre & Keyboards) sowie Multi-Instrumentalist Simon Liddell (der nach Gordon Skenes einvernehmlichem Weggang beitrat) – in Wales zusammenkam, um Demos mit Ideen aufzunehmen. „Wir fingen an, als würden wir ein instrumentales Album aufnehmen“, erklärt Hutchison. Über den Verlauf mehrerer Wochen schrieben und trackten sie etwa einen Song pro Tag und hatten am Ende ein Dutzend Ideen, die Hutchison mit in sein neues Zuhause in Los Angeles nahm, wo er sich an die Lyrics machte.
Der Sänger war im Frühjahr desselben Jahres aus Glasgow dorthin gezogen, und obwohl er anfangs optimistisch ob der Veränderung war, stellte er zu seiner Überraschung schnell fest, dass er in L.A. komplett aus dem Tritt kam. „Ich bekomme normalerweise kein Heimweh“, sagt er, „aber ich war vorher noch nie so lange so weit weg von Zuhause gewesen.“ Die Trennung von seinen Freunden, Familie und besonders seinen Bandkollegen war ein krasser Kontrast zu dem Leben, das er während der Aufnahmen von „Pedestrian Verse“ geführt hatte, als die Band zusammenzog und einen Zusammenhalt und eine Verbindung erzeugte, die, wie Hutchison es nennt, „Gang-artig“ war.
Während er sich durch die Wales-Demos arbeitete, kreiste Hutchison darum, „was eine zentrale Idee für das Album sein könnte – dieses Gefühl, nicht wirklich zu wissen, was ich eigentlich in L.A. verloren hatte. Aber ich vermied es immer noch, dieses Gefühl vor mir selbst zuzugeben“, sagt Hutchison. Er schickte einige Tracks zu seinem Bruder Grant, um Feedback zu bekommen. „Grant meinte: ‚Sagst du darauf wirklich ehrlich, was du denkst?’“, erinnert sich Hutchison. „Erst war ich angepisst, aber als ich mehr drüber nachdachte, realisierte ich, dass er recht hatte. Dass ich, aus dem Wunsch heraus, dass dieses Album anders sein sollte, es vermied, über die Sachen zu schreiben, die mir wirklich etwas bedeuten und über die Dinge, die zu der Zeit mit mir passierten. Ich habe ein bisschen zu viel fiktionalisiert. Und nach dieser Unterhaltung rückten viele Dinge in den Fokus.“
Die erste Sache, die er danach schrieb – das hymnische „I Wish I Was Sober“ – ist schon jetzt prädestiniert, einer der Signature-Songs von „Painting Of A Panic Attack“ zu werden. „Es ist ein einsamer Song“, sagt Hutchison. „Davon gibt es eine Menge auf diesem Album, denn ich war wirklich einsam in L.A. Ich denke, genau das repräsentiert ‚I Wish I Was Sober’: diesen verzweifelten Punkt, an dem du sagst: ‚Es ist mir zu viel und ich habe niemanden, ich habe keine Schulter zum Anlehnen.“
Als Hutchison die Arbeit an den neuen Songs fortsetzte, wandte er sich an Dessner, um eine Zusammenarbeit zu erörtern – beispielsweise einige Songs zusammen zu schreiben. Die beiden Musiker lernten sich 2013 kennen, als FRIGHTENED RABBIT Support von The National auf einer einmonatigen Tour waren. Dessner war jedoch seinerseits auch ein langjähriger Fan der Band, und so ergab sich schon bald die offensichtliche Wahl, „Painting Of A Panic Attack“ zu produzieren. „Bis dato hatten wir noch nie mit einem Produzenten gearbeitet, der solch eine große Kenntnis unseres Katalogs besaß und wo wir als Band standen“, kommentiert Hutchison. „Und Aaron war sich dessen sehr bewusst – was wir als Band in der Vergangenheit gemacht hatten und wo wir mit diesem Album hinmussten, um uns kreativ nach vorn zu bringen.“
Letzten August fans sich die Band in Dessners Ditmas Park Studio in Brooklyn ein, im Gepäck 30 Anwärter für „Painting Of A Panic Attack“, die sie in den darauffolgenden Monaten eingrenzten. Als sie darüber beratschlagten, in welche Richtung sich das Album bewegen sollte, wurde klar, dass die besten Tracks jene mit der größten emotionalen Dringlichkeit waren, wie Hutchison sagt: „’I Wish I Was Sober’ ist nicht der erste Song, den ich über das Betrunkensein geschrieben habe und ‚Break’ nicht der erste darüber, abgefuckt zu sein und mir zu wünschen, dass ich es nicht wäre. Aber wie sich herausstellt, gibt es viele Arten, es auszudrücken“, so der Frontmann. „Ich denke, Leute, die Fans unserer Band sind, kommen zu uns, weil es ihnen ein Zugehörigkeitsgefühl gibt. Ich weiß, dass wir damit nicht die einzigen sind, aber ich glaube wirklich fest daran, dass unsere Musik an einem entscheidenden Punkt in das Leben einer Person treten kann und wir dann der Ort sein können, um dir über deinen Platz auf der Welt klarzuwerden.“