Musikalisches Nachdenken über Spiritualität: Am 4. Juni erscheint das neue Album "Laysongs"
Chris Thile war Mitglied der Grammy-ausgezeichneten Bands Nickel Creek und Punch Brothers, er hat Kollaborationen u.a. mit Yo-Yo Ma, Brad Mehldau und Michael Daves und sechs Soloalben aufgenommen. Und doch ist das für den 4. Juni angekündigte "Laysongs" sein erstes echtes Soloalbum: nur Thile, seine Stimme und seine Mandoline, auf neun Stücken – darunter drei Cover – in denen er sich mit seiner Spiritualität auseinandersetzt. Vorab gibt’s das Stück "Laysong" samt Video – siehe unten.
Aufgenommen in einer umfunktionierten Kirche in Upstate New York, bildet das Herzstück von "Laysongs" das dreiteilige „Salt (in the Wounds) of the Earth“, das von C.S. Lewis' „The Screwtape Letters“ inspiriert wurde. Daneben enthält das Album einen Song, den Thile über Dionysos schrieb, eine Interpretation des vierten Satzes von Béla Bartóks "Solosonate für Violine", "God Is Alive, Magic Is Afoot“ – das auf Buffy Sainte-Maries Adaption eines Leonard-Cohen-Gedichts basiert –, eine Coverversion von "Won't You Come and Sing for Me“ der Bluegrass-Legende Hazel Dickens und ein neu komponiertes Instrumental, das lose dem Präludium aus J. S. Bachs Partita für Solo-Violine in E-Dur nachempfunden ist (komplettes Tracklisting siehe unten).
Thile, der in einem christlichen Haushalt aufwuchs, erklärt die Inspiration für "Laysongs" mit einem Backstage-Gespräch, das er einmal mit Bob Hurwitz führte, emeritierter Vorsitzender von Nonesuch. Dieser habe ihm gesagt: "’Du solltest ein Album machen, das sich in irgendeiner Weise mit dem Thema Gott befasst. Dein ganzes Schaffen ist davon geprägt.’ Tatsächlich ist es eine lebenslange Obsession von mir, auch lange nach dem Herauswachsen aus meinem christlichen Umfeld, wie sich diese Art von Hingabe auf jegliche organisierte Religion auswirkt." Als die Welt im Frühjahr 2020 in den Covid-Lockdown ging und die von Thile moderierte öffentlich-rechtliche Radioshow "Live from Here" zu ihrem Abschluss kam, hatte er endlich Zeit, ernsthaft über diese Idee nachzudenken.
Thiles Ehefrau, die bekannte Schauspielerin Claire Coffee, war als Co-Produzentin an "Laysongs" beteiligt: „Sie hat unglaublichen Geschmack und erzählerisches Gespür. Damit konnte sie mir helfen, das neue, eigene und das bestehende, neu interpretierte Material miteinander zu verweben." Im Sommer 2020 lebte die Familie vorübergehend in Hudson, New York, wo sie ein Aufnahmestudio in einer alten Kirche auftaten, Future-Past. "Als ich mich dorthin begab, um mir den Ort anzuschauen, fühlte ich mich sofort wie zu Hause", erinnert sich Thile. „Ich liebte es, von wieviel Klang der eigentliche Sound umgeben war. Ich hatte zwei klangliche Partner auf diesem Album: den großartigen Toningenieur Jody Elff – und die Kirche."
Thile realisierte – und veranschaulicht in diesen Songs –, dass er seine größte spirituelle Nahrung aus der Gemeinschaft mit anderen zieht. "Ich sehnte mich mehr denn je nach dieser Sache – mit Menschen zu singen, mit Menschen Musik zu machen, vor allem aber die ausgesprochen selbstlose Art des Musikmachens, wie man sie in der Kirche findet. Im Idealfall denkst du nicht an dich selbst oder noch nicht einmal an die Leute, mit denen du Musik machst. Man macht es einfach zusammen und es geht um etwas anderes. Das ist wirklich schön. Und es ist vielleicht das Einzige an der organisierten Religion, was ich vermisse."