In ihrem Song "One Man’s Prayer" nimmt Regina Spektor eine scharfsinnige Sezierung von Macht und Misogynie vor
Seit Freitag ist "Home, before and after" erhältlich, das erste neue Album von Regina Spektor seit sechs Jahren. Neben den zuvor veröffentlichten Singles "Becoming All Alone", "Loveology" und "Up The Mountain" enthält die Sammlung auch die neue Single "One Man’s Prayer". Der Song ist Regina Spektor in Bestform: dramatischer Gesang trifft auf ausladende Streicher und Synthesizer, leise Töne auf starkes Storytelling mit Message und einer überraschenden Wendung.
Es beginnt als Geschichte über einen einsamen Typen, der sich wünscht: “If I won’t get to meet God/And I won’t get to be a God/Then at least God let me get looked at by a girl". Der Mann ist scheinbar bemitleidenswert – bis am Ende alles eine andere Richtung annimmt: "I just want some girl beneath my feet / To tell me I’m her king / And then beg me for a ring / And I want her to be afraid of me". Wir erkennen: der Mann will die ersehnte Frau an seiner Seite nur dazu benutzen, um sein Ego zu befriedigen. Unvermittelt wird der Song zu einer scharfsinnigen Sezierung von Macht und Misogynie. Unten gibt es das Lyric Video zu "One Man’s Prayer" zu sehen.
Regina Spektor wird nicht umsonst rund um die Welt glühend verehrt. In ihrer Person vereinen sich ein selten hohes künstlerisches Niveau mit einer selten sympathischen Persönlichkeit. Seit Regina Spektor im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern aus Moskau in die USA auswanderte, hat sie New York praktisch zum Teil von sich gemacht – und umgekehrt: Die russisch-jüdisch-amerikanische Sängerin erhielt ihr eigenes Schild auf dem Bronx Walk of Fame und Bürgermeister Bill DeBlasio rief gar einen "Regina Spektor Day" aus (11. Juni 2019).
Kurz gesagt: Kaum eine Künstlerin unserer Zeit steht so sehr für New York City wie Regina Spektor. Und doch atmet "Home, before and after" das Gefühl von New York wie lange kein Album von ihr. Aufgenommen in Upstate New York, wurde es von John Congleton produziert, von Spektor co-produziert – und zeigt die Sängerin auf einem inspirativen Hochpunkt.
Tracklisting "Home, before and after":
1. Becoming All Alone
2. Up The Mountain
3. One Man’s Prayer
4. Raindrops
5. SugarMan
6. What Might Have Been
7. Spacetime Fairytale
8. Coin
9. Loveology
10. Through A Door