"Stop Making Sense" kommt nach 40 Jahren zurück in die Kinos
Und auch der legendäre Konzertfilm-Soundtrack erscheint am 18. August als neue Deluxe Edition.
1983 veröffentlichten Talking Heads „Stop Making Sense“, einen bahnbrechenden Konzertfilm, für den sich die Band mit Jonathan Demme zusammentat. 40 Jahre später kehrt der Film nun in in diesem Jahr Kollaboration mit A24 zurück in die Kinos, als neu restaurierte 4K-Version. Unten gibt es einen Promo-Clip zu sehen, in dem David Byrne seinen Anzug von damals aus der Reinigung holt – und siehe da: er passt noch!
Begleitend dazu wird Rhino eine Deluxe-Version des Soundtracks veröffentlichen, die zum ersten Mal das komplette „Stop Making Sense“-Konzert enthalten wird. STOP MAKING SENSE (DELUXE EDITION) ist ab dem 18. August in limitierter Auflage als 2-LP-Set und digital erhältlich, zusammen mit einem Dolby-Atmos-Mix des gesamten Konzerts. Das Mixing kommt Jerry Harrison und E.T. Thorngren, die schon die Originalversion betreuten. Hier vorbestellen.
Beide Versionen enthalten sämtliche im Film performten Songs, darunter zwei bisher komplett unveröffentlichte – „Cities“ und „Big Business / I Zimbra". Die Limited Edition Vinyl-Version hält ein 28-seitiges Booklet mit bisher unveröffentlichten Fotos sowie neue Linernotes von allen vier Bandmitgliedern bereit (Tina Weymouth, David Byrne, Chris Frantz, Jerry Harrison).
Die Inspiration zu „Stop Making Sense“ kam Regisseur Jonathan Demme, als er 1983 ein Konzert der Talking Heads im Rahmen ihrer „Speaking in Tongues“-Tournee besuchte. Er kontaktierte die Band im Anschluss mit der Idee, aus der Show einen Konzertfilm zu machen. Talking Heads stimmten zu und so arbeitete man in den darauffolgenden Monaten zusammen an der konkreten Ausgestaltung. Schließlich filmte Demme im Dezember 1983 drei Shows im Pantages Theater in Hollywood, L.A., aus denen „Stop Making Sense“ entstehen sollte.
Der Konzertfilm präsentiert eine Retrospektive der Band aus New York City und verwebt Songs aller ihrer sechs bis dato veröffentlichten Studioalben miteinander. Die Show ist methodisch aufgebaut: Zu Beginn steht Byrne allein auf der Bühne und spielt „Psycho Killer" mit einer Drum Maschine. Mit jedem Song gesellt sich ein weiteres Bandmitglied hinzu, bis Weymouth, Frantz und Harrison allesamt mit ihm auf der Bühne stehen. Doch dabei bleibt es nicht, denn natürlich durfte auch die hervorragende Tourband nicht fehlen: Keyboarder Bernie Worrell, Schlagzeuger Steve Scales, Gitarrist Alex Weir und die Backgroundsängerinnen Lynn Mabry und Ednah Holt komplettieren im weiteren Verlauf der Show das Line-up.
Die Band spielt auf „Stop Making Sense“ 18 Songs, darunter auch „Burning Down The House“, ihre damals aktuelle Single, die im Sommer jenes Jahres in den Radiosendern und bei MTV rauf und runter lief und der Band zu ihrem ersten Top-10-Hit in den USA verhalf. Es war jedoch ein anderer Song aus „Speaking in Tongues“, der zu einem der prägendsten Momente des Films werden sollte: Byrne, der „Girlfriend Is Better“ performt, gekleidet in seinem heute längst legendären Oversized-Businessanzug, der von den Kostümen des traditionellen japanischen Theaters inspiriert war. Nicht ohne Grund wurde ein Foto von ihm in diesem Anzug das Albumcover.
„Stop Making Sense“ konzentriert sich hauptsächlich auf die Musik der Talking Heads, enthält aber auch ein paar Songs, die außerhalb des Bandkontextes aufgenommen wurden: „Genius Of Love“ von Tom Tom Club, dem Seitenprojekt von Weymouth und Frantz, sowie „What A Day That Was“ und „Big Business“ von Byrnes 1981er-Album „The Catherine Wheel“. Zum diesjährigen Record Store Day am 21. April werden diese beiden Alben in limitierter Auflage auf Vinyl erhältlich sein, abgerundet durch Harrisons „The Red And The Black“.
Als „Stop Making Sense“ im September 1984 in den Kinos anlief, wurde er zu einem künstlerischen und kommerziellen Triumph. Die Menschen tanzten beim Ansehen des Films in den Kinoreihen, der begleitende Soundtrack verkaufte sich über zwei Millionen Mal. Erst 2021 hat die Library of Congress „Stop Making Sense" in Anerkennung seiner kulturellen, historischen und ästhetischen Bedeutung in das National Film Registry aufgenommen.
In den Linernotes zu STOP MAKING SENSE (DELUXE EDITION) teilen die vier Bandmitglieder ihre Gedanken und Erinnerungen an das Projekt.
Weymouth hebt die Zusammenarbeit mit Demme hervor: „...Jonathan war ein sehr enthusiastischer und fantasievoller Typ, der ebenso gut zuhören wie reden und machen konnte. Von Anfang an hatte man den Eindruck, dass er mit großer Disziplin zu Werke ging und zugleich immer offen für Ideen war. Da wir Teamplayer sind, waren das ideale Voraussetzungen für eine großartige Beziehung und einen großartigen Film!“
Für Harrison hat der Film bis heute nichts von seiner Relevanz verloren, denn „die Bühnen- und Beleuchtungstechniken hätten auch in einer viel früheren Zeit entwickelt werden können. Vari-Lites – intelligente Scheinwerfer mit Motoren zur Neuausrichtung – waren beispielsweise gerade in Mode gekommen. Hätten wir sie verwendet, wäre dem Film ein Zeitstempel aufgedrückt worden, und er hätte sich irgendwann veraltet angefühlt... Da wir jedoch elegante und zeitlose Beleuchtung einsetzten und der Film zudem komplett ohne Interviews auskommt, kann man ihn sich immer wieder ansehen.“
Byrne findet es interessant, dass viele Leute durch dieses Album erstmals mit den Talking Heads in Berührung kamen: „Wir hatten vor diesem schon mal ein Live-Album gemacht, aber in Verbindung mit dem Film und der verbesserten Abmischung und Klangqualität erreichte diese Platte ein ganz neues Publikum. Und wie es oft so ist: Wenn wir die Songs live performten, wurden wir durch die Anwesenheit des Publikums inspiriert und sie bekamen eine ganz neue Energie. Tatsächlich sind diese Versionen in vielerlei Hinsicht spannender als die Studioaufnahmen, was ein Grund dafür sein könnte, dass uns so viele Leute durch dieses Album für sich entdeckten.“
Frantz denkt bis heute besonders gern an die Atmosphäre zurück, die das gesamte „Stop Making Sense“ begleitete: „Ich spreche von echter, bewusster, transzendenter Freude... Ich spreche von dem, was die Gospel-Leute aus den Südstaaten ‚getting happy‘ nennen, was so viel bedeutet wie ‚von Geist erfüllt sein'. Nichts anderes passierte uns allabendlich auf der Bühne und nach allem, was ich von meinem Platz hinter dem Schlagzeug aus sehen konnte, ging es dem Publikum ganz ähnlich. Egal, wohin man blickte: nichts als Freude. Und das jeden Abend aufs Neue.“
STOP MAKING SENSE (DELUXE EDITION)
Limited Edition 2-LP Tracklisting
Side One
1. “Psycho Killer”
2. “Heaven”
3. “Thank You For Sending Me An Angel’
4. “Found A Job”
5. “Slippery People”
6. “Cities” *
Side Two
1. “Burning Down The House”
2. “Life During Wartime”
3. “Making Flippy Floppy”
4. “Swamp"
Side Three
1. “What a Day That Was”
2. “This Must Be The Place (Naive Melody)”
3. “Once In A Lifetime”
4. “Big Business / I Zimbra” *
Side Four
1. “Genius Of Love”
2. “Girlfriend Is Better”
3. “Take Me To The River”
4. “Crosseyed And Painless”
* Bisher unveröffentlicht