Weezer
Für alle, die zu Hause mitschreiben: 2020 sollte das Jahr von "Van Weezer" werden - jenes Big-Riff-Rockalbum, das Weezer als Hommage an die Metalbands aufnahmen, die sie in ihrer Jugend liebten. Wurde es aber dann doch nicht, durch die globale Pandemie. Weezer-Frontmann Rivers Cuomo war trotzdem die ganze Zeit am Klavier zugange, wo er ein gänzlich anderes Album aufnahm, das...
Für alle, die zu Hause mitschreiben: 2020 sollte das Jahr von "Van Weezer" werden - jenes Big-Riff-Rockalbum, das Weezer als Hommage an die Metalbands aufnahmen, die sie in ihrer Jugend liebten. Wurde es aber dann doch nicht, durch die globale Pandemie. Weezer-Frontmann Rivers Cuomo war trotzdem die ganze Zeit am Klavier zugange, wo er ein gänzlich anderes Album aufnahm, das auf einem weiteren wichtigen musikalischen Eckpfeiler seiner Jugend aufbaute: The Beach Boys' ‚Pet Sounds'. Über den Verlauf des Covid-19-Sommers werkelten er und seine Band - zusammen mit einem 38-köpfigen Orchester - in maskierten Aufnahmesessions herum, bis das Album vollendet war. Das Ergebnis heißt "OK Human" ¬- ein kecker Wink an Radioheads technophobischen Zukunfts-Trip "OK Computer", der jedoch ansonsten rein gar nichts mit diesem Album zu tun hat.
Den Hörer Stück für Stück mit durch Abläufe von Cuomos täglichem Leben nehmend, ist "OK Human" ein symphonischer Spaß in Technicolor, der darüber nachsinnt, wie über-und-unter-verbunden wir alle miteinander sind, besonders in einem Jahr, in dem es uns allen deutlich leichter gemacht wurde, einander zu sehen, während wir uns physisch so gar nicht nahe sein können. Neben der Tatsache, dass Weezer erstmals überhaupt ein Album in kompletter Orchesterbegleitung aufnahmen, ist "OK Human" randvoll mit einigen der besten, persönlichsten Songs, die Cuomo in den letzten zehn Jahren geschrieben hat. Producer Jake Sinclair und Arrangeur Rob Mathes sorgen mit Sprenkeln aus Streicher- und Bläser-Arrangements dafür, dass sie heller und kühner strahlen.
Neben Cuomos tadellosen Songwriting-Fertigkeiten klingen auf "OK Human" außerdem geliebte Alben vergangener Tage durch - nicht nur Pet Sounds, sondern auch Harry Nilssons Nilsson Schmilsson, Randy Newmans selbstbetiteltes Debüt und die geschichteten Harmonien der Carpenters-Alben, sogar Spuren von Francoise Hardys Message Personnel. Es ist vielleicht das erste Album überhaupt, das poetische Überlegungen zu Einsamkeit, Abkopplung und dem Erreichen der Lebensmitte anstellt und diese mit Verweisen auf Mrs. Dalloway, Blackpink, die La Brea Tar Pits, Audible und vegetarisches indisches Takeaway-Essen verbindet, um nur einige zu nennen.
Man kann sich nur schwer irgendeine andere Band aus dem Alternative-Dunstkreis der 90er vorstellen, die ein schlichtweg perfektes orchestrales Popalbum erschafft, doch genau das haben Weezer getan. "OK Human" ist ein Ausweis der exzellenten, zeitlosen Melodien, die Cuomo seit Weezers Gründung geschrieben hat und weiterhin schreibt.
Diesen Sommer spielen Weezer bei Rock am Ring / Rock im Park (11.-13.06.), außerdem wird das aus dem letzten Jahr verschobene Konzert mit Green Day in der Berliner Wuhlheide nachgeholt (7. Juni).
OK Human Tracklisting:
1. All My Favorite Songs
2. Aloo Gobi
3. Grapes of Wrath
4. Numbers
5. Playing My Piano
6. Mirror Image
7. Screens
8. Bird With A Broken Wing
9. Dead Roses
10. Everything Happens For A Reason
11. Here Comes The Rain
12. La Brea Tar Pits
Weezer sind Brian Bell (Backgroundgesang, Gitarre), Rivers Cuomo (Gesang, Gitarre, Piano), Scott Shriner (Backgroundgesang, Bass) und Pat Wilson (Drums).