Hopium

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Der in Australien geborene und in London beheimatete Musiker Hopium erschafft Musik, die direkt am Kern des menschlichen Daseins ansetzt. Er beleuchtetet Situationen, die oftmals präzise Reflexionen seiner eigenen Erlebnisse sind und dabei zugleich Gefühle transportieren, in denen man sich als Außenstehender wiederfinden kann. Egal ob er über narzisstische Beziehungen singt oder die Unfähigkeit, unser volles Potenzial auszuschöpfen – Hopium...

Der in Australien geborene und in London beheimatete Musiker Hopium erschafft Musik, die direkt am Kern des menschlichen Daseins ansetzt. Er beleuchtetet Situationen, die oftmals präzise Reflexionen seiner eigenen Erlebnisse sind und dabei zugleich Gefühle transportieren, in denen man sich als Außenstehender wiederfinden kann. Egal ob er über narzisstische Beziehungen singt oder die Unfähigkeit, unser volles Potenzial auszuschöpfen – Hopium besitzt die seltene Gabe, zum Wesen der Dinge durchzudringen.

Hopium machte erstmals von sich reden, als sein Durchbruch-Track „Dreamers“ in Australien ein Airplay-Hit wurde. Zahlreiche internationale Blogs liebten den Song ebenfalls und verschafften ihm zusätzliche Bekanntheit. Der Songtext spricht für sich: „The days became weeks / How did weeks become years?”, fragt er. „You said this would be your year / But you fucked around, now December’s here / You must be one of the dreamers.“

„Ich dachte, sie geben die Erfahrungen eines anderen wieder“, sagt Hopium, den seine Freunde und Familie als Josh Hardy kennen. „Dann jedoch wurden sie Realität. Ein Jahr später wurde mir klar, dass es am Ende womöglich um mich selbst ging.“

Dieser Moment der schonungslosen Selbstreflexion nahm eine weitere surreale Wendung, als Hopium die „Dreamers“-Melodie zufällig in einem komplett anderen Kontext wiederhörte – in Wiz Khalifa und Charlie Puth’ Smash-Hit „See You Again“. „Ich war überrascht, aber nicht verärgert. Ich war einfach verwirrt, so nach dem Motto: Wieso höre ich meine Melodie im Radio? Ein Fan tweetete mir und sagte, du solltest deinen Anwalt anrufen. Ich fand, dass ich in den Credits aufgeführt und für das entlohnt werden sollte, was sie verwendeten“.

Nachdem er in der Folge sowohl in den Credits aufgeführt als auch für seinen Beitrag entlohnt wurde, begann Hopium, seinen kreativen Ansatz zu überdenken. „Ich habe den Song in meiner Freizeit in meinem Homestudio gemacht und sie hatten einen Hit damit“, schildert er, immer noch erfüllt von dem Erlebnis. „Wenn sie das können, kann ich es auch!“

Obwohl er zuvor in unterschiedliche Projekte involviert gewesen war, hatte Hopium seiner Musik nie den Stellenwert gegeben, den sie verdiente. Seine „Back-up-Pläne“ – ein Bachelor-Abschluss in Psychologie und die Gründung einer erfolgreichen Tech-Unternehmung – mussten plötzlich hintenanstehen. „Ich dachte mir: scheiß drauf, ich probiere es einfach mal. Also schloss ich meine Geschäfte ab, nahm, was ich an Geld hatte – und verließ Australien.“

Seine Reisen begannen Anfang 2016. China war der erste Stopp, gefolgt von einem intensiven Beziehungsende in Amsterdam, mehreren Schreibsessions in London sowie Aufenthalten in New York und Los Angeles.

Als er schließlich am Ende des Sommers in Berlin ankam, war er reif für die Rückkehr nach Melbourne. Ein Treffen mit einem alten Freund änderte sowohl seine unmittelbare Sicht auf die Dinge als auch seinen Blick auf die Zukunft. „Er sagte: Seit dem Start deiner Reise sind gerade einmal neun Monate vergangen. Mach weiter, denn du hast gerade erst begonnen und wärst ein Idiot, jetzt aufzugeben. Diesen Support von einem Freund zu haben, war eine wirklich große Sache.“

Als sich der Dezember näherte, begann sich Hopiums Ausdauer auszuzahlen. Er unterschrieb einen Publishing Deal und zog wenig später nach London um. Dort fühlte er sich schnell wohl: „Ich bin ohne Erwartungen nach London gekommen. Wenn du allein in Hostels gewohnt und Session über Session gekloppt hast, verlierst du jedes Anspruchsdenken. Eines wusste ich jedoch: Ich wollte die beste Musik machen, die ich machen konnte, und ich wollte etwas Wahrhaftiges schreiben.“

Dieses Ziel sollte sich schon bald mit „Leave“ erfüllen, seinem Debüt-Track für Warner Bros. Records. Seine Einflüsse sind breit gefächert – moderner R&B, Hip-Hop, Synthie-Pop und Indietronica kommen zusammen, während sich Synthie-Schwaden, gefilterter Gesang und ein raffiniertes Falsett zu einer hypnotisierenden Gebrochenes-Herz-Atmosphäre verbinden. Das Grundgerüst des Songs wurde mit Benji Miller und Ex-Klaxon Jamie Reynolds in Soho geschrieben, anschließend begaben sich Hopium und Miller in ein abgelegenes Bauernhaus in der Normandie, um den Song zu vollenden.

Seine Geschichte von Kontrolle und Manipulation in einer Beziehung ist voller einseitiger, niederschmetternd zynischer Beobachtungen: „I know you know I know you won’t ever leave”, erklärt er in der Hook des Songs, und verstärkt die Schuldzuweisungen mit dem Statement: „You’re complicit because you allow it / If there’s a limit I haven’t found it.”

Der Song wurde von dem Beziehungsabbruch in Amsterdam inspiriert. „Es ist aus der Perspektive einer Ex erzählt. Die Dinge, die ich sage sind, was sie fühlte – dass sie mich behandeln könnte, wie auch immer sie wolle und ich würde doch nicht gehen. Heute fühle ich diese Wut nicht mehr und würde vermutlich keinen so bitteren Song schreiben, aber zu der Zeit fühlte ich mich einfach nur ausgenutzt.“

Hopiums Gesangsbuch hält vieles weiteres bereit, andere Texte, die von so unterschiedlichen Dingen wie dem vergeblichen Versuch handeln, im Berghain einen Seelenverwandten zu finden bis hin dazu, wie die Sozialen Medien vergessen geglaubte Verbindungen zu Menschen aus deiner Vergangenheit wiederbeleben.  

Wie fühlt es sich an, derartig nackte Gefühle vor aller Welt auszustellen?

„Ich denke, dass es von Stärke und nicht von Verletzlichkeit zeugt“, erklärt er selbstbewusst. „Vielleicht kommt es daher, dass ich Psychologie studiert und so lange damit zugebracht habe, offen über Gefühle zu sprechen und Fallbeispiele und unterschiedliche Ansätze zu lesen. Einfach zu begreifen, dass die menschliche Psychologie so überfrachtet von Katastrophen und Leiden ist. Daher fühlt es sich für mich natürlich an.“

Die Studiolandschaft in Australien ist nicht so entwickelt wie in London, daher hatte Hopium „eine halbe Ewigkeit keinen Fuß in ein echtes Studio gesetzt, da ich alles in meinem Schlafzimmer gemacht habe“. Die Tricks und Kniffe des Produzierens zu lernen bedeutete daher eine weitere organische Weiterentwicklung. „Ich habe mich mit Produktion befasst, weil ich viele unterschiedliche Interessen habe und ich es mag, mich mit allem zu befassen.“

Diese Liebe zum Detail erstreckt sich auch über die Mitwirkung an sämtlichen visuellen Medien, die das Hopium-Projekt begleiten. Zunächst wollte er die Musik für sich selbst sprechen lassen, bald jedoch realisierte er, dass ein Gesicht und eine Geschichte dahinter sie umso kraftvoller und persönlicher machen. Angefangen beim Konzept zutiefst persönlicher Texte über die fein ausbalancierte Produktion der Musik bis hin zum Design der Visuals und Artworks ist alles unter einem Hopium-Dach miteinander verbunden – ein Projekt, dass das Resultat seiner breit gefächerten Kreativität und umfassenden künstlerischen Vision ist.

Während Hopiums weitreichende Fähigkeiten bedeuten, dass er jeden Aspekt des Aufnahmeprozesses steuern kann, lehnt er Kontrolle zum reinen Selbstzweck entschieden ab. „Ich habe es geliebt, in Bands zu spielen und arbeite von Natur aus gern mit anderen Leuten zusammen, es müssen allerdings die richtigen sein“, betont er. „Wenn ein Song für mich wirklich persönlich ist, werde ich ihn nicht verändern, nur weil es jemand von mir verlangt.“

Hopium schließt – für den Moment – mit der Überlegung, welche Bedeutung sein Künstlername und Alter Ego für ihn hat. „Es steht für die Philosophie der Songs und meinen grundsätzlichen Blick aufs Leben“, erklärt er. „Hoffnung ist etwas, das du hast, wenn die Dinge nicht zum Besten stehen. Selbst in den schlimmsten Zeiten musst du die Hoffnung haben, dass die Dinge besser sein können. Es geht darum zu verstehen, dass die Dinge nicht perfekt sind und womöglich nie sein werden. Aber das ist okay.“

Und das ist Hopium: Musik wie ein Soundtrack der Vorfreude auf bessere Zeiten.

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