Kovacs

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„Ich will die Vergangenheit nicht negativ bewerten“, so betont Sharon KOVACS, als der offenherzige und herzliche Trip durch ihre vielfarbige Geschichte voranschreitet. „Ich will sie einfach nutzen und aus ihr lernen“.

KOVACS hat viel aus der Vergangenheit zu lernen. Es braucht Stärke, Zielstrebigkeit und großes Talent, um eine Geschichte wie die von KOVACS, die voller Zurückweisungen, Entmutigungen, ehemaligen...

„Ich will die Vergangenheit nicht negativ bewerten“, so betont Sharon KOVACS, als der offenherzige und herzliche Trip durch ihre vielfarbige Geschichte voranschreitet. „Ich will sie einfach nutzen und aus ihr lernen“.

KOVACS hat viel aus der Vergangenheit zu lernen. Es braucht Stärke, Zielstrebigkeit und großes Talent, um eine Geschichte wie die von KOVACS, die voller Zurückweisungen, Entmutigungen, ehemaligen Liebhabern und abwesenden Vätern ist, zur einer Geschichte von internationalen Erfolgen zu machen. Aber nach einer Lebenszeit voller harter Schläge hat dieses Rätsel von einer kahlrasierten Sängerin, unter deren pelziger Bärenmütze sich die Stimme einer Soul-Legende versteckt, sich ihren eigenen Weg durch die Drehungen und Wendungen des Lebens gebahnt. Ihr zweites Album Cheap Smell ist eines der offenherzigsten, aufrichtigsten und inspiriertesten Future Soul-Alben des Jahrzehnts.

KOVACS Kampf begann schon, als sie noch sehr jung war. „Ich war 19, als wir nach Eindhoven zogen. Ich wurde in Baarlo geboren, aber zog zwischen meinem 8. und 19. Lebensjahr häufig um“, erklärt sie. In Eindhoven/Niederlande sang zu Janis Joplin, Tina Turner und Otis Redding auf YouTube mit. Aber ihr früher Ruf zur Musik wurde von ihren Eltern eher wie ein Ärgernis behandelt: „Meine Eltern haben mich nie wirklich unterstützt“, so blickt sie zurück. „Niemand in meiner Familie war musikalisch – außer meinem Vater, den ich als Kind nie kennen gelernt habe. Meine Eltern sagten immer nur: ‚Hör auf zu singen‘, sie dachten, ich würde nur Ärger machen. Inzwischen unterstützen sie mich und sind meine größten Fans geworden.“

Zuhause, in Schulbands und in Talentshows blieb Sharons einzigartiges Können unentdeckt. Erst nachdem sie die Schule verlassen hatte und ihre Kunst – dunklen, rauen und tief aus dem Untergrund des Herzens kommenden Soul, der sich den Größen des Genres wie Billie Holliday, Nina Simone, Shirley Bassey, Amis Winehouse und Beth Gibbons - auf improvisierten Open Mike-Jams präsentierte, fand sie Anerkennung. „Ich liebte diese Auftritte, denn es war etwas, was du in genau diesem Moment machst. Man erschafft etwas, und mir zeigte es, was ich mochte und was ich nicht mochte“, erinnert sie sich. „Am Anfang war es Rock und Blues, aber ich wollte eine Geschichte erzählen, und da passt Soul am besten. Ich mag es auch, verschiedene Stile zu kombinieren und daraus etwas Neues zu schaffen. Das war es, was mich zur Musik zog: dieser Moment auf der Bühne mit all diesen Leuten, die dir das Gefühl geben, eine Familie zu sein.“

Die Fans in ihrem Umkreis ermutigten sie, an der örtlichen Musikschule, dem Rock City Institute, zu studieren – aber KOVACS‘ Talent bewegte sich jenseits dessen, was deren beschränkte Wahrnehmung begreifen konnte: „Ich bekam Probleme mit meinem Lehrer, der sagte, ich solle die Schule verlassen, weil meine Stimme nicht gut genug sei“, lacht KOVACS und räumt dabei ein, dass sie „nicht die pflegeleichteste Studentin“ war. „Irgendwann sagten sie mir: ‚mach einfach dein Ding‘.“

In ihrem letzten Jahr am Rock City Institute, immer auf der Schwelle rausgeworfen zu werden, kam KOVACS‘ erste Familie zusammen, nachdem sie Oscar Holleman (Within Temptation, After Forever) 2013 über Facebook eine Nachricht mit ihrer Version von Grace Jones‘ I’ve Seen That Face Before (Libertango) geschickt hatte. Als Antwort lud er sie in sein Studio ein. Sofort von ihrer Stimme verzaubert, tat er einen Investor auf und das Paar nahm KOVACS‘ Debüt-EP „My Love“ auf. Ihre Band stellte sie aus einigen ihrer Rock City-Klassenkameraden zusammen und man reiste für die Aufnahmen nach Kuba. „Alles war dort kaputt“, erzählt KOVACS über die Egrem Studios. „Nichts funktionierte. Es war eine Art Kampf. Aber ich liebte Kuba. Ich liebte die Musik und die Art zu leben, und die Musik war ein fester Teil des Lebens. Überall wo wir hinkamen war Musik.“

Angeführt vom hypnotischen „My Love“ - ein Song wie gemacht für einen Bond-Soundtrack, wenn es nicht KOVACS‘ dahinschwindender Gesang und Textzeilen wie „no more whiskey and cocaine“ gewesen wären, wurde die EP auf Anhieb ein europäischer Hit  mit einer Platz 1-Position in Griechenland und der Top-10-Platzierung in den niederländischen iTunes-Charts. Sie unterschrieb bei Warner, nahm ihr 2015er Debüt-Album „Shades Of Black“ in den Niederlanden, New York und Berlin auf und reiste um die Welt, während sie versuchte, sich selbst zu verstehen. „Ich war ein bisschen verängstigt in einer dunklen Welt“, so KOVACS. „Der Kontakt zu meinen Eltern war wirklich schlecht und ich war über viele Dinge sehr wütend. Vieles davon schlug sich in meiner Musik nieder.

„Shades Of Black“ war ein Phänomen. Eine zweite Single, „Diggin‘“, wurde ihr zweiter internationaler Erfolg, während sich das Album in den Niederlanden auf Platz 1 katapultierte und in 36 Ländern in ganz Europa in die Charts ging Europa (Platz 8 in den deutschen Charts). Es verschaffte ihr 60 Millionen YouTube-Views, einen Model-Vertrag mit Viva Paris, einen Haufen Auszeichnungen (darunter der European Border Breakers Award 2016, die Dutch Grammy Edison Awards in der Kategorie „Best Newcomer“ und den prestigeträchtigen 3FM Dutch Radio Award) und prominente Spots auf hochkarätigen Festivals wie Glastonbury, Sziget, Pinkpop, Lowlands und Rock Werchter. KOVACS spielte ausverkaufte Shows überall in Europa, spielte einen Support-Gig für Robbie Williams und musste sich im Gegenzug neuen Ängsten stellen: „Als ich begann, auf die Bühnen zu gehen, war ich noch sehr schüchtern – ich mochte mich nicht einmal bewegen. Es war einfach überwältigend vor 40.000 Menschen auf einer Bühne zu stehen. Bei den ersten Shows nahm ich mein ganzes privates Zimmer mit auf die Bühne. Der Vibe sollte so intim wie möglich sein, denn ich fühlte mich wohl damit. Als wir einmal am nächsten Tag einen Gig hatten, saßen wir zuhause im Dunklen, denn alle Lampen waren schon auf der Bühne.“

Als die „Shades Of Black“-Tour 2016 zu Ende war, fand sich KOVACS erneut allein und in der Dunkelheit. Holleman und sie beendeten ihre Zusammenarbeit, und nachdem sie ersten Sessions für Album Nummer 2 sich als unbefriedigend erwiesen hatten, entschied sich die Band, die sie für „Shades Of Black“ zusammengestellt hatte, bei Holleman zu bleiben. „Das war ziemlich hart. Ich dachte, ich hätte meine Familie gefunden, aber so war es nicht. Ich brauchte ein bisschen, um darüber hinweg zu kommen.“

So zu einem neuen Anfang gezwungen, wollte KOVACS „wieder jemandem vertrauen“. Sie wandte sich Liam Howe zu, einem Co-Writer ihres Vertrauens, der an einigen „Shades of Black“-Songs mitgearbeitet hatte und vorher Adele, Lana Del Rey, Marina And The Diamonds und FKA Twigs produziert hatte. In seinen Laundry Studios in London ersetzte sie die Parts, die die Originalband noch eingespielt hatte, in Manchester und London wurden Streicher, Chöre und Bläser ergänzt. So entstand innerhalb von zwei Jahren ein zweites Album, das absolut das ihre war. „Ich wollte nicht zum Alten zurück, denn Oscar hatte eine sehr streng ausgerichtete Marschrichtung“, erklärt sie. „Ich wurde manchmal mehr in seine Richtung gezogen, als ich eigentlich wollte. Also wollte ich ein bisschen mehr von dem zeigen, was ich mir vorstellte. Meine letzte Schulband hieß Cheap Smell, so habe ich auch das Album genannt. Das war das letzte Projekt, dass ich vorher selbst geführt habe, und für das neue Album ging ich in meinem Kopf zurück in jene Zeit, um von dort aus weiterzumachen.“

Es war eine Rückschau auf Ereignisse aus ihrer Vergangenheit, „die ich angelegt hatte wie ein billiges Parfum.“ Cheap Smell  stellte sich so dunkel wie köstlich heraus. Während es Licht und Schatten moderner Beziehungen berührt, bildet es eine Serie von Geständnissen über wilde Liebe und den Missbrauch romantischer Verwebungen, über Hedonismus und Abhängigkeiten, die Sharons emotionale Reise während der vergangenen Jahre begleiteten. „Das ganze Album behandelt diese Reise, auf der es darum ging, dass ich herausfand, dass ich lernen muss, mit mir selbst glücklich zu sein und einige Teile an mir zu akzeptieren, die vielleicht nicht perfekt sind.“

Manche Songs, etwa der modernistische Flamenco-Blues Adickted, handeln von ihrem drogensüchtigen Freund, von dem sie sich am Anfang des Prozesses trennte, nachdem das Kokain KOVACS‘ Geld schluckender Nebenbuhler geworden war: „you’re all he wants, how can I compete?“. „Ich wusste, dass er Probleme mit Drogen hatte, dann ist er plötzlich völlig durchgedreht und ich musste ihn gehen lassen“, sagt sie. „Wegen all der Dinge, die passierten – die Band und mein Producer, die mich verließen – hielt ich irgendwie an ihm fest. Ich habe ihm neulich den Song geschickt. Er sagte sowas wie ‚naja, es ist nun mal deine Geschichte‘. Vielleicht hilft es ihm auch ein bisschen. Im Moment geht es ihm ganz gut.“

Der ruinöse Kabarett-Song Freakshow betrifft ihre Trennung von Oscar – „diese Zeit, als jeder ging und ich erwachte, und alles schien wie ein dunkles Märchen gewesen zu sein“ – während Play Me und die erste Single des Albums, Black Spider, die heimtückische Verlockung zerstörerischer Beziehungen im Allgemeinen behandeln. „Ich bin immer wie in einem Netz gefangen“, gesteht sie. „Es geht darum, dass man immer wieder im selben Kreislauf landet, aber jedes Mal, wenn Du ihn betrittst, bist du in einer anderen Lage. Jedes Mal, wenn du in diesem Netz bist, fühlt es sich bequem an, gefangen zu sein, aber das ist es nicht wirklich. Es gibt eine Menge anderer Leute darin, aber es ist auch sehr persönlich – eine Person in meinem Leben, die mir sehr wichtig war, wollte mich nicht in ihrem Leben haben und nahm mir stattdessen meinen besten Freund… irgendwie. Später schrieb ich Play Me, als ich meinen Freund noch regelmäßig traf, er aber dieses andere Mädchen datete. Ich schrieb diesen Song, um mich zum Idioten zu machen, dann hörte ich ihn mir an und sagte mir: ‚Okay, das ist wirklich dumm‘.“

KOVACS würzt derartige romantische Trostlosigkeiten mit schwülen, Saxophon-geschwängerten Zelebrierungen von Sex in Midnight Medicine und im verliebten Priceless und kontert ihr Porträt von verlorenen Party-Kids (Oblivion) mit einem Track, in dem es um das Recht und die Wonne geht, stoned zu sein (It’s The Weekend). Und doch – wenn das Album sich seiner Vollendung nähert, wird deutlich, dass das Herz und die Seele des Albums in den tiefen Geständnissen pulsieren. Daraus resultiert die spätere Hinzufügung jener Albumtracks, die am meisten offenbaren, „der Teil der Geschichte, der nicht erzählt wurde.“ Dazu gehören das luftige und euphorische Skyscraping, das versucht, „diese Abhängigkeit von dieser Beziehung, die ich führte, zu verstehen“, und Mama & Papa, in dem es um das Wiedersehen mit dem Vater geht, der sie verließ, als sie noch ein Kind war.

„Er verließ meine Mutter schon, bevor ich geboren wurde. Für mein erstes Album schrieb ich „Fool Like You“ über meinen Vater, den ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht kannte“, erklärt sie. „Ohne dass ich diesen Song irgendjemandem geschickt hatte, kontaktierte er mich eine Woche später über Facebook und wir begannen uns zu unterhalten. Er ist sehr religiös und sagte Dinge wie: ‚du musst mit Gott gehen‘. Das war wirklich eine schräge Zeit. Während der Entstehung dieses Albums sprach ich mit meiner Mutter über die Vergangenheit und versuchte, mit diesen Dingen klarzukommen und an ihnen zu arbeiten. Ich wollte immer wissen, wer mein Vater ist, und ich warf meiner Mutter vor, es mir nie erzählt zu haben. Jetzt verstehe ich, dass sie mich vielleicht schützen wollte, und dass unsere Beziehung in vergangenen Zeiten nichts damit zu tun hat, wer mein Vater ist.“

Cheap Smell, das sich mit seiner Veröffentlichung im August in den großen Kanon der legendären, großen Soulgeständnisse  einfügen wird, ist ein Album der Heilung, ein Schleppnetz durch KOVACS‘ emotionalen Schutt, der zu einem Neu-Aufbau beitragen soll. „Von nun an bin ich an einem ganz guten Ort“, bestätigt sie. „Die Menschen, die ich liebe, sind nun um mich. Das Album half mir wirklich glücklicher zu sein. Ich habe sehr viel über mich selbst gelernt und über Musikalität. Ich bin sehr viel zuversichtlicher als früher über die Dinge, die ich jetzt mache.“

Taucht ein in den Cheap Smell und ihr werdet es ebenfalls hören:  KOVACS besitzt eine unvergleichliche Art das Positive zu betonen.

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