Musikalischer Brückenbauer: Isfar Sarabski veröffentlicht sein Debütalbum "Planet"
Isfar Sarabski hat sein Debütalbum "Planet" veröffentlicht. Unten gibt es daraus die Musikvideos zu den Songs "Planet" und "Novruz" zu sehen.
In seiner Musik verbindet der 31-jährige Pianist, Komponist und Arrangeur aus Aserbaidschan das Experimentierfreudige eines Nils Frahm mit dem Traumgleichen eines Ólafur Arnalds, die elektronischen Erkundungen eines Martin Kohlstedt mit der symphonischen Brillanz eines Max Richter und der Jazz-Virtuosität eines Herbie Hancock. Genregrenzen sind für ihn allenfalls dazu da, um sie durch musikalische Brücken miteinander zu verbinden.
Die Fährte, der Sarabski seit über zwei Dekaden folgt, wurde in seiner Kindheit gelegt. Seine Mutter ist Geigen-Lehrerin, sein Vater ein großer Musikkenner, der neben Jazz, Rock, Soul und Funk, auch Bach, Brahms und Beethoven schätzt. Und sein Urgroßvater Huseyngulu Sarabski wurde im Orient als Musikpionier, Opernsänger, Musiker, Schauspieler und Bühnenautor verehrt. Musik ist fraglos ein wichtiger Bestandteil in Isfar Sarabskis Genen. "Die Vinyl-Platten meines Vaters waren buchstäblich mein Spielzeug“, erinnert er sich. „Ich war fasziniert von der Mechanik des Plattenspielers, von den großen schwarzen Scheiben, und natürlich von der Welt der Töne, Harmonien und Rhythmen, die sich darin offenbarten. Ich erinnere mich genau an die Gefühle, die mein erstes Wahrnehmen von Dizzy Gillespie-Platten, oder auch von Einspielungen der Werke Bachs und Chopins bei mir auslösten. Wie konnte es sein, dass Musik Bilder in meinem Kopf entstehen lassen konnte? Ich musste es herausfinden."
Den ersten pianistischen Gehversuchen mit vier Jahren an einem einfachen Casio-Keyboard, folgte das eigene Piano, die Aufnahme in eine Musikschule in Baku, das Lernen der traditionellen Mugam-Improvisationssprache seines Landes, und das Entdecken der Katalogalben von Herbie Hancock, Miles Davis und Bill Evans. 1989 geboren, im Jahr des Falls der Berliner Mauer, war es für Sarabski gar nicht leicht, an die Platten der amerikanischen Jazz-Größen zu kommen, die sich nicht in der elterlichen Plattensammlung befanden. Das langsame Öffnen der ehemaligen Sowjetunion bedeutete letztendlich aber größere Zugänglichkeit westlicher Musik in Aserbaidschan. Mitte der ersten Dekade dieses Jahrhunderts hatte Isfars seine eigene musikalische Sprache gefunden. Orientalische Skalen harmonieren darin mit Mugam, druckvoller Rhythmik und einem satten Fundament von Jazz- und Klassik-Akkorden.
Die unmittelbare Aufrichtigkeit seiner Musik und ihr sinnträchtiger, emotionaler Gehalt, treffen auf elegante, intellektuelle Wonnen, die gleichzeitig den Geist stimulieren und das Herz bereichern. In der Ballade „Limping Stranger“ hat Sarabski nach tief harmonischem Kontrabass-Monolog von Hampton einen Solo-Spot, der sein improvisatorisches Vermögen in aller filmischen, immer vom brennenden Drang nach dem Melodischen geprägten Ganzheitlichkeit perfekt beleuchtet. „Swan Lake“, die einzige Fremdkomposition auf „Planet“, bringt Tschaikowskis Ballettmusik mit radikal neuem Arrangement dem Istzustand des Jazz näher. „Ich bin großer Klassik-Fan und besuche seit meiner Kindheit Theateraufführungen, Opern, Orchesterkonzerte. Klassische Musik ist in meinen Augen das Fundament für alle anderen Musikformen“, kommentiert Sarabski. „Die Idee für das Arrangement des Fragments aus ‚Schwanensee‘ ist die logische Folge meiner fortwährenden Suche nach den Parallelen zwischen Moderner und Klassischer Musik.“ In der Solo-Piano-Passage des zweigeteilten Titelstücks „Planet“ vertieft er dieses Ansinnen so geschickt als ob er klammheimlich Jazz im Stil Rachmaninows spielen wollen würde.
„Das Album trägt den Namen ‚Planet‘, weil es meine Gefühle und Ansichten zu unserem Planeten zusammenfasst“, erklärt Isfar. „Die Menschen, die Geschehnisse in den letzten Jahren, die uns alle betrafen, und die neuen Situationen, mit denen wir klarkommen müssen, reflektiere ich in den Kompositionen mit dem Wunsch, darüber in den Dialog zu treten mit meinen Zuhörern.“