"LO SIENTO", tut mir leid, sagt Ataypapis Verflossene – doch dafür ist es jetzt zu spät
Rap ist häufig Hochstapelei, "fake it till you make it", eine Poser-Kultur — aber eben auch ein Tummelplatz schwindelerregender Aufstiegsgeschichten, die durch und durch authentisch sind. Ataypapi blickt auf eine dieser Erfolgsstorys zurück. Dank seines konsequent hochwertigen Outputs ist der Düsseldorfer mit marokkanisch-italienischen Wurzeln im Laufe der letzten drei Jahre in die Deutschrap-Bundesliga aufgestiegen und längst zu einem der spannendsten Szene- Newcomer avanciert.
Zu Beginn seiner ambitionierten Reise waren Geldbündel und Berufsmusiker-Dasein für Atay nicht mehr als ein Luftschloss — auch, wenn er damals selbstredend längst seinen "Film gelebt" und eine klare Vision vor Augen gesehen hat. Etwa zur selben Zeit buhlte er um das Herz einer Frau, die für seine Träume wenig übrig hatte und ihn schlussendlich abwies. Ein paar Jahre und ein einige Millionen Spotify-Stream später — die Steine auf seinem Weg hat Atay inzwischen zu seinem Armband gemacht — steht dieselbe Frau auf einmal vor seiner Tür, gibt vor, ihn zu vermissen. Diesmal winkt, im direkten Gegensatz zu früher, das Warner-Signing ab: Ihr "LO SIENTO" ("es tut mir leid") kann sich seine Verflossene sparen.
Ataypapis gleichnamige neue Single erzählt die uralte Geschichte von der Wechselwirkung zwischen Fame, Geld und zwischenmenschlicher Anziehung erfrischend neu. Allein der Titel, "LO SIENTO", ist ein Hinweis auf Atays Multilingualität — schon in der Vergangenheit bündelte er leichtfüßig deutsche, spanische, arabische, italienische, französische und türkische Wortfetzen in seinen Songtexten. "LO SIENTO" mutet allerdings nicht wegen seiner Lyrics allein extrem international an: Im spannungsreichen, vom Schweizer Platin-Producer Chekaa fabrizierten Beat pumpt ein Latin-esker Herzschlag. Zwischen atmosphärisch-gefilterter Synth-Orgel, gelöster Dembow-Rhythmik und einer maximal eingängigen, von seichtem Autotune ausgeschmückten Hook versprüht "LO SIENTO" Deutschrap-untypische Reggaeton-Vibes.