SASAN gewährt Einblicke in sein Leben und veröffentlicht "Nur in meinem Block"
Wo Sasan herkommt, verbringt man seine Jugend tagsüber in zugemüllten Treppenhäusern und nachts im Dunstkreis klinisch flackernder Tankleuchten. Getunte Mercedes-Cabrio kreisen um den Block, ständig heulen Sirenen auf, hinter der Silhouette des Hochhaus-Karrees endet der Horizont. Hier, wo die erste Zigarette schon vor dem Frühstück geraucht wird, wo Perspektiven rar gesät und Begriffe wie Hoffnung oder Optimismus Fremdwörter sind, erscheint vielen der gerade Weg viel zu lang. Sasan kann ein Lied davon singen — bezeichnenderweise heißt es "Nur in meinem Block".
Sasan beschreibt das Hood-Leben darin derart plastisch, dass man meint, seine Ludwigshafener Nachbarschaft riechen zu können. "Nur in meinem Block" ist eine bedrückende Ghetto-Romanze, gleichzeitig aber auch eine Art stilsicheres "Hello My Name Is", das in Nuancen Auswege aus der Abwärtsspirale aufzeigt. Sasan besingt, eingebettet inStraßengeschichten, seine Selbstsuche — "lauf’ benebelt durch Tag und Nacht, voller Tatendrang".
Die gute Nachricht: Gewissermaßen hat sich Sasan längst gefunden, zumindest in seiner Künstler-Personality. Sozialisiert im Freundeskreis eines gewissen Apache 207, hat er im Frühjahr 2020 erstmals mit eigener Musik auf sich aufmerksam gemacht. Ein paar kleine Hits und längere Kreativ-Pausen später, erschien im Juni 2023 mit "Keine Luft" sein Debüt bei Warner Music. Auf jenes stark bebilderte, autobiografische Stück folgt mit "Nur in meinem Block" nun die Fortsetzung seiner Hood-Story.
Sasan scheint seinen musikalischen Stil endgültig gefunden und manifestiert zu haben: wehmütig-wohlige Rap-Balladen, getragen von souveränem Pop-Gesang und flankiert von wohldosierten tanzbaren Episoden. Im Laufe der von Berky, Worst und Plicit verfertigten Produktion bricht sich ein zur Hook hin immer präsenter werdender House-Beat Bahnen, der "Nur in meinem Block" endgültig zum Hit macht. Sasans Weg, so viel ist sicher, soll ab jetzt nach oben gehen — und nicht, wie vom Viertel quasi vorgezeichnet, immer weiter abwärts.