Nio

Nio hat unbändigen Hunger und »viel zu viel zu sagen«. In jüngster Vergangenheit hat der aus Frankfurt am Main stammende Durchstarter im Zuge mehrerer großer Rap-Balladen Popstar-Qualitäten bewiesen. Da wäre zum Beispiel »… Für immer Zuhaus’«, ein Gemeinschaftsprojekt mit Montez, das im Sommer letzten Jahres erschien und auf Spotify unlängst die Drei-Millionen-Marke geknackt hat. Jetzt, im Januar 2024, demonstriert Nio einmal mehr seine künstlerische Flexibilität: »Intro«, sein neuester Streich, ist ein epochaler Representer voll Mainstadt-typischer Punchlines und autobiografischer Fragmente. In jeder Faser des Songs steckt mitreißende Aufbruchstimmung und angestaute Angriffslust: »Ich war kurz davor, dass es mich zerreißt / heute verhandeln Anwälte über Details«. »Intro« ist — das überrascht in Anbetracht des Titels wenig — der vorveröffentlichte Opener des allerersten Solo-Albums in Nios bisheriger Karriere. Das jüngste Mitglied des Freunde-von-Niemand-Kaders ist also endlich bereit, seinen künstlerischen Aufstieg mit einer LP zu veredeln. Sie trägt den verheißungsvollen Titel »Modus Nio«.

Das einer Messe gleichende Album-»Intro« beweist, warum Nio recht hatte, als er vor ein paar Jahren prophezeite: »Passt nur auf, ihr werdet alle noch seh’n«. Im Song-Inneren reitet Nio erhaben und spannungsgeladen über einen kraftvoll-fiebrigen Beat seines Stamm-Produzenten Efe. Auf inhaltlicher Ebene zeichnet Nio seinen Aufstieg in die Deutschrap-Bundesliga nach, erläutert, wie steinig sich die letzten Jahre in seiner Karriere angefühlt haben — »Streben nach Perfektion, fehlende Wertschätzung, alles beim Alten«. Tatsächlich hat Nio für seinen Traum unzählige schlaflose Nächte in Kauf genommen und gearbeitet wie ein Tier: Auf seine ersten Schritte in der Booth schlossen große Erfolge als Songwriter an. Er unterschrieb einen Deal bei Warner Music Germany und zog karrierebedingt nach Berlin. Heute weiß er, dass sich die Reise geloht hat: »Geh’ aus meinem Sichtfeld, bevor ich dieses Album dropp’«.