Ricky Montgomery
Ricky Montgomerys Musik war ihrer Zeit voraus - im wahrsten Sinne des Wortes. Vier Jahre nach der Veröffentlichung seines Debütalbums und ein Jahrzehnt, nachdem er Teile davon schrieb, war der Indiepop des Künstlers aus L.A. Balsam in harten Zeiten, spendete Hörern mit warmen Melodien und lebensnahen Texten Trost. Alles begann im Juli 2020, als zwei Singles seines 2016 veröffentlichten Albums...
Ricky Montgomerys Musik war ihrer Zeit voraus - im wahrsten Sinne des Wortes. Vier Jahre nach der Veröffentlichung seines Debütalbums und ein Jahrzehnt, nachdem er Teile davon schrieb, war der Indiepop des Künstlers aus L.A. Balsam in harten Zeiten, spendete Hörern mit warmen Melodien und lebensnahen Texten Trost. Alles begann im Juli 2020, als zwei Singles seines 2016 veröffentlichten Albums Montgomery Ricky - das sanft schwingende "Mr Loverman" und der streicherbeladene Gänsehautsong "Line Without a Hook" - bei TikTok an Fahrt aufnahmen. "Ich denke, weil wir alle ein wirklich traumatisierendes Jahr hatten, erhielten diese Songs gewissermaßen ihren Moment", denkt Montgomery dazu. "Denn sie handeln auf ihre eigene Weise von Traumen in meinem Leben."
Nunmehr mit einer gebannten Hörerschaft in seinem Gefolge, sitzt Montgomery auf einer Schatzkiste mit neuer Musik, die auf dem inzwischen vetrauten Fundament aufbaut: "Mr. Loverman" paart intensive familiäre Konflikte mit weich gezupften akustischen Gitarrenklängen, die sich zu einem furiosen Mitsing-Refrain steigern. "Line Without a Hook" kommt ein wenig rockiger daher, mit Streichern und Power-Pop-Riffs, die sich um pointierte und zugleich erlösende Bemerkungen schlingen, die sich mit den Wirren des Erwachsenwerdens beschäftigen. Er balanciert Melancholie mit einem feinen Humor und jeder Menge Menschlichkeit aus. Kein Wunder, dass diese Songs bereits 210 Millionen Streams anhäuften und zugleich in den Spotify 200 und Spotify Viral 50 Charts landeten - eine Errungenschaft, die nur wenigen Künstlern gelingt - und weltweit in 50 Märkten einstieg. Stand Anfang 2021 wächst Montgomerys Katalog wöchentlich um 15 Millionen Streams.
Montgomery begann im Alter von 14 Jahren damit, an seinen Gesangs- und Songwriting-Fertigkeiten zu feilen, kurz nachdem er von L.A. nach Missouri umgezogen war. Um dem Kulturschock zu entfliehen, begab er sich in den Underground, und zwar wortwörtlich, denn er spielte in mehreren Bands in den suburbanen Kellern von West St. Louis County. "Musik war schlicht eine Flucht vor allem", sagt er. "Es war ein Weg, in mich zu gehen und herauszufinden, wie ich für mich allein Spaß haben kann." Im College fand er den Spaß, nachdem er gesucht hatte - und sein erstes virales Publikum - in der inzwischen abgestellten Plattform Vine, wo er komödiantische Einlagen mit eindringlichen Musik-Performances mischte.
Doch im Sommer 2014 veröffentlichte er seine Debüt-EP Caught on the Moon, die in den amerikanischen Rock- und Alternative-Charts von iTunes kletterte. Seine Sehnsucht, zurück an die Westküste zu ziehen, war in diesen Songs mit Händen zu greifen: "Zu der Zeit definierte ich meine Persönlichkeit darüber, Missouri verlassen zu wollen", gibt er zu. "Ich war geradezu besessen von dem Gedanken." Der Erfolg lieferte ihm die Rechtfertigung. Er schmiss das College, ließ die Stadt hinter sich und veröffentlichte Montgomery Ricky.
Natürlich sind Musikkarrieren in L.A. selten eine einfache Sache. Als das Unterfangen nicht wirklich Früchte trug, unternahm Montgomery einen Schlenker zu The Honeysticks, ein Nebenprojekt mit einem Kindheitsfreund, das als Ventil zum Experimentieren gedacht war. 2018 nahm er eine Auszeit von der Musik. Und im Sommer 2020 erwog er gar, sie komplett dreinzugeben. Dann geschah das scheinbar Unmögliche ¬- und doch irgendwie auch Unausweichliche: plötzlich fanden die Menschen Trost in seinen Songs. Nun nutzt er diesen Schwung, um neue Musik auf Warner Records zu veröffentlichen. Während die Songs ganz sicher eine Entwicklung darstellen, steht Montgomerys aufrichtiges Songwriting doch weiterhin im Kern seines Wirkens. "Ich will einfach etwas erschaffen, das sich für andere Menschen so besonders anfühlen kann wie für mich", sagt er.