Katy B Diamond
Euphorie und Krise, Glamour und Abfuck, exzessive Party und seelischer Zusammenbruch liegen manchmal erstaunlich nah beieinander — kaum jemand weiß das besser als Katy B Diamond. Der bisherige Lebensweg der Neunundzwanzigjährigen war gepflastert von extremen Herausforderungen und schwerwiegenden Schicksalsschlägen ... Und doch mündet er im Sommer 2023 in einer vielversprechenden Künstlerinnen-Karriere samt Major-Vertrag. Karma? Vielleicht. Wer Katys Content auf TikTok...
Euphorie und Krise, Glamour und Abfuck, exzessive Party und seelischer Zusammenbruch liegen manchmal erstaunlich nah beieinander — kaum jemand weiß das besser als Katy B Diamond. Der bisherige Lebensweg der Neunundzwanzigjährigen war gepflastert von extremen Herausforderungen und schwerwiegenden Schicksalsschlägen ... Und doch mündet er im Sommer 2023 in einer vielversprechenden Künstlerinnen-Karriere samt Major-Vertrag. Karma? Vielleicht. Wer Katys Content auf TikTok verfolgt — dort zählt sie mittlerweile fast 40 000, auf Instagram über 10 000 Follower*innen — mag die Vielschichtigkeit ihrer Geschichte auf den ersten Blick zwar nicht begreifen. Der Treibstoff, der Katy durch’s Leben trägt, bricht sich aber trotzdem schon in den kurzen Clips Bahnen, die auf verspielte Art die Grundlage ihrer Songs ebnen: er setzt sich zusammen aus mitreißender Lebensfreude, einem schier unerschöpflichen Energiespeicher und einer ungezwungenen Form der Kreativität, die der deutschsprachigen Pop-Landschaft bisher gänzlich zu fehlen scheint. Katy ist — so viel wurde schon vor Release ihrer ersten Single klar — taff, schlagfertig und transparent. Auch selbstbewusst, auf eine angenehme Weise. Sie ist ein Bühnenmensch und hat es dennoch nicht nötig, zu prahlen, ist bescheiden und strahlt dennoch ein erstaunlich natürliches Star-Appeal aus.
Ein geborener Star ist Katy trotzdem nicht. Mehr ein, so formuliert sie es selbst, »beschriebenes Blatt«. 1994 im nordrhein-westfälischen Jülich geboren, muss sie früh lernen, auf sich selbst aufzupassen — ihre Mutter ist Borderlinerin, ihr Vater schwerer Alkoholiker, ihr Bruder Autist, ihre Adoptivschwester schon mit dreizehn drogenabhängig. Die Verhältnisse, in denen Katy aufwächst sind ärmlich und provinziell, zuhause vergeht kein Tag ohne nervenaufreibenden Stress. Frieden findet Katy schon als junges Mädchen ausschließlich in der Musik: sie tanzt begeistert zur Musik aus dem Radio, denkt sich Choreografien aus, nimmt schon als Kind die Gitarre zur Hand, sitzt gebannt vor dem Fernseher, wenn Casting-Shows laufen. Die erste CD, die sich Katy im Grundschulalter kauft — ein Album der No Angels — verändert ihr Leben. Nachmittag für Nachmittag verschanzt sie sich in ihrem Zimmer, meint die englischen Texte verstehen, ja, geradezu zu fühlen und auf ihre Situation übertragen zu können. Als sie sich selbst immer häufiger als Sängerin versucht, tut sie dies ohne Förderung oder Applaus ihrer Eltern, mehr heimlich. Eine Person erkennt Katys Talent dennoch: die Mutter einer Schulfreundin, eine hauptberufliche Jazz-Sängerin. Ein paar Jahre später schafft Katy trotz widriger Bedingungen ihr Abitur, bevor sie neunzehn hauruckartig das Elternhaus verlässt und auf eigene Faust in den nahegelegenen sozialen Brennpunkt Düren umsiedelt. Als sie eine Ausbildung zur Erzieherin antritt, kommt ihr einmal mehr das Leben in die Quere: die Magersucht zwingt sie in die vorläufige Arbeitslosigkeit.
Doch Katy ist eine Kämpferin. Kurz später tritt sie dieselbe Ausbildung erneut an, schließt diesmal ab und bleibt für einige Jahre Erzieherin. Der nächste schmetternde Schicksalsschlag in Katys Biografie — sie wird ihn zeitnah in ihrer Musik aufarbeiten — verändert ihr Leben im Guten wie im Schlechten nachhaltig. Sie beschließt endgültig, alles auf eine Karte zu setzen und endlich professionell zu tun, wovon sie seit ihrer Kindheit träumt: Musik und Tanz. Für sich selbst und stellvertretend für all die anderen jungen Menschen aus schwierigen Verhältnisse, die sich nicht gehört fühlen. Einmal mehr beweist Katy Durchhaltevermögen: sie lädt erste TikTok-Videos hoch, nimmt Tanzstunden, spielt als Model in Musikvideos mit, kontaktiert selbstständig Produzent*innen auf Instagram, arbeitet als Gogo-Tänzerin in verschiedenen Clubs und querfinanziert sich damit die kreative Arbeit im stillen Kämmerlein. Die harte Arbeit zahlt sich aus: irgendwann meldet sich — inzwischen lebt Katy in Dortmund — das Produzenten-Duo Achtabahn bei ihr, lädt sie ins Studio nach München ein, wo 2022 erst gemeinsame Songs entstehen. Kurz später erkennt auch Warner Music Katys hervorstechendes Gesangs- und Tanztalent — hier werden ab Juli 2023 ihre ersten Singles erscheinen.